Abschrift
Die Stimmung wurde auch brenzlig, als plötzlich, Anfang Juni, Deutsche, Ungarn oder andere Ausländer nicht mehr zu Arbeit mussten. Sie wurden neu eingekleidet, kriegten die besten Verpflegungssätze. Nach ein paar Tagen lesen wir in der Zeitung, in der Prawda, dass [es in] Deutschland, vom Westen angestachelt, [zu] Aufruhr und Demonstrationen gekommen ist. Und dann haben die, die bereits aufgerufen waren und [über die] durchgesickert war, dass sie entlassen werden sollen, gesagt: ´Mensch, so ein Mist, die ganzen Jahre machen die keinen Aufstand, und gerade jetzt, wo sie uns nach Hause führen wollen ...`.
Das erfuhren wir. Nach einigen Monaten kamen auch die Ersten, die am 17. Juni nochmals durch die Russen verurteilt worden waren, nach Workuta. Die erzählten uns alles – so kriegten wir das vom 17. Juni mit. Die Unruhen haben den Unmut bei den Sowjetbürgern und den Ukrainern erzeugt. Die sagten: ´Was? Die Fritzen, die den Krieg begonnen haben ... Die Fritzen sind schuld, dass wir hier alle eingesperrt sind! Die lässt man jetzt nach Hause, und uns, uns schickt man ins Straflager!`. Das riefen die natürlich von Karaganda. Das war in deren Argumentation nicht frei von Logik.
Roland Bude, Zeitzeuge auf www.jugendopposition.de