Freie Wahlen!
Fünf Jahre nach dem Ende der nationalsozialistischen Diktatur herrscht in einem Teil Deutschlands wieder ein totalitäres Regime. Der Abgott heißt nicht mehr Adolf Hitler, sondern Josef Wissarionowitsch Stalin, und die Partei, die „immer Recht hat“, heißt nun Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED). Viele junge Menschen ziehen die Konsequenzen aus dem Versagen der Elterngeneration, deren Schweigen und Mitmachen die Verbrechen des NS-Regimes erst möglich gemacht hat. Das Vorbild mehrerer Widerstandsgruppen sind die Münchener Studentinnen und Studenten der Weißen Rose. Die Jugendlichen wissen, dass die Geschwister Scholl 1943 dafür hingerichtet wurden.
Sie wissen auch, dass mit dem Narodnyj Kommissariat Wnutrennych Djel (NKWD = Innenministerium der UdSSR) und dessen DDR-Nachfolgeeinrichtung, dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS), nicht zu spaßen ist. Und doch gehen sie das Risiko ein. Oberschüler und Studenten schreiben nachts den Buchstaben F an Häuserwände. Dieses F steht für jene Freiheit, die sie in dem neuen Staat vermissen. Mit Flugblättern und Aufrufen treten sie dem Wahlschwindel der SED zu den Volkskammerwahlen vom 15. Oktober 1950 entgegen.