Abschrift
Wir wurden wie normale Flaksoldaten eingesetzt. Ich war Richtschütze und unmittelbar an der Kanone, an der CN 5. Andere waren in der so genannten Umwertung und rechneten die optisch erzielten Winkelergebnisse für die Weitergabe an die Kanonen um –unter welchen Neigungen und welcher Seitenschwenkung geschossen werden musste. Einer kam bei einem schrecklichen Bombenangriff am 17. Dezember ums Leben. Wir hatten ungemein viel geschossen und uns mit 90 Schuss in kurzer Zeit schon verausgabt. Bis 90 Schuss lagen diese Granaten, die 28 Kilo schwer waren, unmittelbar in Erdbunkern um die Kanone herum. Und da das verausgabt war, mussten wir in einer Pause alle rennen und Munition heran schleppen.
Doch dabei fand ein neuer Bombenangriff statt und der Günther kam ums Leben. Er hatte so schwere Verletzungen, dass sein Leben in der Nacht zu Ende war. Das waren unsere Aufgaben. Wir waren vollwertige Soldaten. Wir haben auch Flak-Kampfabzeichen bekommen, weil wir in der Zeit, in der wir dort waren, zwölf Flugzeuge abgeschossen haben. Wir sahen da auch die ersten abgeschossenen Flieger, die bis zu den Knien in die sandige Erde eingedrungen waren. Sie waren in voller Montur und Uniform – man dachte, sie leben noch. Die haben wir gesehen und sind mit dem Tod in unmittelbare Berührung gekommen, was uns bestimmt alle beeindruckt hat, zumindest mich. Obwohl ich nicht unbedingt zart besaitet bin, sondern mich eher als robust empfinde, auch mental.
Wir wurden im Februar '44 aus dem Zustand als Luftwaffenhelfer entlassen und kamen zum Arbeitsdienst beziehungsweise zum Heimateinsatz. Es gab da Maßnahmen, die die Staatsjugend, die Hitlerjugend, durchführte. So kam ich nicht zum Arbeitsdienst, sondern musste für die Landjugend und fürs Landvolk versuchen, junge Menschen und ihre Eltern zu gewinnen. Ich musste einiges organisieren: die Nachtwachen der Mitschüler, die noch da waren, Brandwache, Feuerwache und so was.
Roland Bude, Zeitzeuge auf www.jugendopposition.de