Revolution
Am 7. Oktober 1989, zum 40. Jahrestag der DDR, titelt das SED-Blatt Neues Deutschland (ND): „Die Entwicklung der DDR wird auch in Zukunft das Werk des ganzen Volkes sein.“ Das ND behält recht, wenn auch völlig anders als gedacht: In den folgenden Wochen erzwingt ebendieses Volk den Zusammenbruch der SED-Herrschaft und den Fall der Mauer – in einer einmaligen Friedlichen Revolution. Den Ereignissen im Herbst 1989 geht ein turbulentes, geschichtsträchtiges Jahr voraus – nicht nur für die DDR, sondern auch für den ganzen Ostblock.
Seit dem Frühjahr 1989 verlassen Zehntausende DDR-Bürger über Ungarn oder die Tschechoslowakei illegal ihren Staat. Die Fluchtwelle lässt das wirtschaftlich und politisch am Boden liegende Land endgültig ausbluten. Aber nicht alle fliehen vor den Zuständen in der DDR. Tausende mutige, vor allem junge Menschen entscheiden sich bewusst gegen eine Flucht. Sie stellen sich dem repressiven System entgegen. Sie wollen hierbleiben und den Staat reformieren. Friedlich, aber bestimmt.