Aktionen in Erfurt: Unterschriften gegen die Biermann Ausbürgerung? - Staatsverleumdung!
In Erfurt sind es Gabriele Kachold-Stötzer (23) und Thomas Wagner (23), die im Freundes- und Bekanntenkreis sowie unter Arbeitskollegen Unterschriften gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns sammeln.
Am Abend des 20. Novembers 1976 klingeln Freunde an der Tür von Gabriele Kachold Stötzer. Sie bringen den Offenen Brief der DDR-Künstlerprominenz gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann. Gabriele Stötzer schreibt den Text ab und unterzeichnet als Erste von 20 Erfurtern. Zwei Tage später wird sie verhaftet, nach einer Nacht aber wieder freigelassen.
In den folgenden Wochen holt die Stasi sie noch mehrmals ab. Während eines Verhörs am 6. Januar 1977 soll sie ihre Unterschrift zurücknehmen. Als sie sich weigert, wird sie direkt in die Stasi-Untersuchungshaftanstalt Erfurt abgeführt. Sie wird Verurteilt und muss ein Jahr im Frauengefängnis Hoheneck absitzen. Über diese Zeit verfasst die 24-Jährige einen Haftbericht, der von Hand zu Hand weitergereicht wird. Denn Offiziell gibt es in der DDR keinerlei Informationen über Haftbedingungen.
Thomas Wagner wird am 22. November 1976 verhaftet und in einem eiligen Gerichtsverfahren zu 14 Monaten Haft verurteilt. Noch im Gefängnis Cottbus stellt er einen Ausreiseantrag aus der DDR. In diesem Land sieht er für sich keine Zukunft mehr.
Zitierempfehlung: „Aktionen in Erfurt: Unterschriften gegen die Biermann Ausbürgerung? - Staatsverleumdung!“, hrsg. v. Bundeszentrale für politische Bildung und Robert-Havemann-Gesellschaft e.V., letzte Änderung Dezember 2019, www.jugendopposition.de/145374