Manfred Krug
Als Manfred Krug die DDR 1977 in Richtung Westen verlässt, ist er einer der berühmtesten und beliebtesten Schauspieler des Landes.
Manfred Krug, 1937 in Duisburg geboren, zieht 1949 zusammen mit seinem Vater in die gerade gegründete DDR. Nach der Facharbeiterausbildung wird er mit 17 Jahren der jüngste Stahlschmelzer der DDR. 1954 beginnt er ein Studium an der Schauspielschule, ist bald am Berliner Ensemble engagiert und bekommt zahlreiche Rollen in Film und Fernsehen. 1966 gerät Krug erstmals mit dem Staat in Konflikt, als der Kinofilm „Spur der Steine“ mit ihm in der Hauptrolle gedreht wird. Der sanft sozialismuskritische Film wird noch vor der Premiere verboten.
Auch Manfred Krug gehört zu den Unterzeichnern des Offenen Briefs gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns, mit dem er seit 1956 befreundet ist. Er fasst die Bedeutung des Liedermachers treffend zusammen: „Er war die Vorhut. Wenn er Richtung Front losging, und es blieb ruhig, konnte man bequem hinterherrobben. Nein, den Biermann wollte keiner loswerden. Der war unverzichtbar für die Orientierung. Als sie uns den weggenommen haben, wurden wir alle zum ersten Mal richtig böse.“
Manfred Krug versammelt am Abend des 19. November 1976 einige Schriftsteller und Schauspielfreunde in seinem Haus in Berlin und stellt ihnen den Brief vor. Die meisten von ihnen unterschreiben noch an diesem Abend. Am nächsten Tag gelingt es Manfred Krug, eine Runde prominenter DDR-Künstler und hoher Funktionäre der SED in seinem Haus zusammenzuführen. Er will mit den Parteigrößen ein Gespräch führen, um dem Staat die Haltung der Künstler begreiflich zu machen. Sie sollen Wolf Biermann ins Land zurückholen. Doch das Gespräch scheitert am Widerstand der Funktionäre. Den Wortlaut des von Manfred Krug heimlich mitgeschnittenen Gesprächs veröffentlicht er 20 Jahre später in seinem Buch „Abgehauen“.
Mit der Unterzeichnung des Offenen Briefs ist Manfred Krugs steile Karriere als Schauspieler und Jazz-Sänger in der DDR jäh beendet. Zwei schon fertig abgedrehte Filme werden nicht mehr gezeigt, weitere Rollenangebote werden zurückgezogen, Jazz-Konzerte mit Manfred Krug werden plötzlich abgesagt. Die Stasi überwacht ihn, stört seine restlichen Konzerte, lässt den Kartenverkauf nur an ein ausgewähltes Publikum zu. Nach ein paar Monaten der Repressalien sieht sich Manfred Krug gezwungen, einen Ausreiseantrag zu stellen.
In seinem Antrag heißt es: „Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass es verschiedene Meinungen geben muss und dass es nicht verboten sein darf, sie öffentlich auszutragen. Ich bin davon überzeugt, dass Biermann unserem Land fehlt. Nach meinen Erfahrungen sehe ich keine Chance, hier weiter zu existieren. [...] Nach reiflichem Bedenken beantrage ich für meine Familie und mich die Ausreise aus der DDR in die BRD, wo meine Mutter und mein Bruder leben.“
Dem Antrag wird stattgegeben. Im Westen arbeitet Manfred Krug schnell wieder als Schauspieler. Dort hat er großen Erfolg mit seiner Rolle als Anwalt in der Serie "Liebling Kreuzberg". Autor des Drehbuchs der Serie ist sein Freund Jurek Becker, der im Zusammenhang mit der Biermann-Ausweisung die DDR ebenfalls verlassen hat.
Manfred Krugs Autobiographie "Abgehauen" dokumentiert auf beklemmende Weise den „ganz normalen“ DDR-Alltag. Das Buch wird 1998 von Frank Beyer und Ulrich Plenzdorf für das Fernsehen verfilmt.
Zitierempfehlung: „Manfred Krug“, hrsg. v. Bundeszentrale für politische Bildung und Robert-Havemann-Gesellschaft e.V., letzte Änderung März 2016, www.jugendopposition.de/145380