Abschrift
Nun war das politische Mitspielen ja so, dass beispielsweise jemand wie Manfred Klein als führender Vertreter der katholischen Jugend sogar im Zentralrat der FDJ war. Bis er verhaftet wurde. Es gab zum Teil noch Möglichkeiten. Zu dem Zeitpunkt, als die Wahlen verschoben wurden und die nicht-sozialistischen Parteien dem zustimmten, war für mich klar: In diese Parteien kannst du nicht reingehen. Nun haben sich die Kommunisten durchgesetzt, das wird hier kommunistisch. Ab diesem Zeitpunkt gehörte ich zur inneren Opposition, ich lehnte das Regime ab.
Ein Punkt, der mich in die Irre geführt hat, war die Luftbrücke. Die Blockade Berlins war unvorstellbar: Zwei Millionen Menschen einschließlich Kohle, einschließlich Brennmaterial, im Winter 1948/49, über die Luftbrücke... Das hat man nicht für möglich gehalten. Das haben die gemacht. Da gehörte ich zu denen, die der irrigen Meinung waren: Der Westen lässt die totale Bolschewisierung, die totale Realisierung des Sowjetsystems in diesem Teil Deutschlands nicht zu. Wenn er sogar einen Krieg riskiert hat, mit dieser Luftbrücke.
Wir haben nicht gemerkt, dass die Amerikaner und die West-Mächte das nur für ihre Sektoren in Berlin gemacht haben – aus internationalen Gründen, nicht der blauen Augen der Deutschen wegen. Man hat gedacht: Die West-Mächte können doch den Krieg nicht geführt haben und lassen jetzt einen Teil Deutschlands kommunistisch werden. Ein wichtiges Potenzial, zu dem sie in zentraler Konfrontation stehen – so schlimm kann es nicht werden. Was auch immer wieder dazu führte, dass ich sagte: ´Kein Wort gegen die Russen. Die haben wir überfallen, die sind hierher gekommen, und wie sie sich benehmen, dagegen sagen wir kein Wort. Wir kritisieren nicht die Sowjetunion. Das machen wir nicht. Wir kritisieren nur die SED, und da versuchen wir alles, was die SED will, zu unterlaufen, damit wir hier nicht zur neuen Parteihochschule an der Universität werden`.
Roland Bude, Zeitzeuge auf www.jugendopposition.de