Abschrift
Die Flugblätter hatten durchaus schon einen gewissen Umlauf erreicht, bevor sie dann einkassiert wurden von der Stasi. Insofern stand ein Stück weit auch die Frage im Raum: Was passiert denn jetzt eigentlich an diesem Tag, zu dem aufgerufen wurde? Auf den Flugblättern wurde zu einer Luxemburg-Liebknecht-Demo auf dem Leipziger Marktplatz aufgerufen. Es stand immer die Frage im Raum: Was wird passieren an dem Tag? Werden dort Menschen hingehen? Wird sich da eine Demonstration formieren? Wir haben uns zu dem Zeitpunkt auch genau überlegt: Was machen wir jetzt. Wie gehen wir vor? Für mich war klar, ich habe hier eine tragende Rolle in diesem ganzen Koordinierungsbüro. Ich werde auf keinen Fall hingehen, sondern dafür sorgen, dass es diese Rolle weiterhin gibt und dass wir hier weiter uns für die Gefangenen einsetzen. Fred Kowasch, der eben auch aus dem Umfeld der Initiativgruppe Leben war, der ist dann an diesem Montag in die Leipziger Innenstadt gegangen und hat dann vorbereitet, aber doch spontan, in dieser Situation eine Rede gehalten und die Leute eben aufgerufen. Und dem haben sich auch viele Menschen, die zu dem Zeitpunkt da auf dem Marktplatz unterwegs waren, auch angeschlossen. Es gibt immer noch Zeitzeugenberichte von Leuten, die sagen: Ja, ich hatte dieses Flugblatt, ich bin in die Innenstadt gefahren, ich habe mir das angeguckt, ich bin da extra hingefahren.