Abschrift
Diese Faschingsbälle sind damals, und in den Jahren vorher, jedes Jahr im Februar zur Karnevalszeit veranstaltet worden. Bälle und mit vorgeschalteten Kabarettszenen, ganz harmlosen. Mitte der 50er Jahre wurde dann ein politischer, oppositioneller Dreh hineingebracht. Und das fand auch nicht unbedingt im Februar, im Frühjahr statt, sondern wurde in den Spätherbst, November vorgezogen. Und besagter Physikerball ist angefüllt worden mit einer ganzen Reihe ziemlich scharfer Kabarettszenen, die man in der damals etwas aufgeweichten Atmosphäre riskieren konnte, ohne unmittelbar befürchten zu müssen, dass die Staatssicherheit zuschlägt. Und da hat ein Mitglied der Gruppe, Peter Herrmann, eine ganz wesentliche Rolle gespielt.
Das zu organisieren, auch die Texte zu verfassen und zu spielen, musste zwar von der FDJ-Hochschulgruppenleitung genehmigt werden, aber die wurde an der Nase herumgeführt. Die kriegte Texte vorgelegt und vorgelesen, wie sie so nicht kamen. Da lief das eben so, und er hatte außerordentlich großen Zuspruch und ziemliche Breitenwirkung, so dass sich das ZK der SED damit befasste und Maßnahmen anordnete. Die wurden dann aber nicht ausgeführt, weil man die Unruhe unter den Studenten für so bedrohlich hielt, dass Verhaftungen unberechenbare Folgen gehabt hätten.
Thomas Ammer, Zeitzeuge auf www.jugendopposition.de