Abschrift
Die konkreten Ermittlungen der Staatssicherheit haben erst Mitte 1957 begonnen und Anfang '58 mit der Verhaftung der meisten Gruppenmitglieder geendet. Die vorprozessualen Ermittlungen waren ein außerordentlich komplizierter Vorgang. Es ist ihnen gelungen, etwas durch einen Theologiestudenten zu erfahren, den sie als IM gewonnen hatten, damals GI genannt, der sozusagen auf beiden Schultern tragen wollte. Und der ist von einem unserer Gruppenmitglieder auf Mitarbeit in der Gruppe angesprochen worden, das heißt also: Dieser Theologiestudent stand nicht im Verdacht, mit der anderen Seite zu konspirieren. Der hat der Staatssicherheit die ersten Tipps gegeben.
Die Staatssicherheit kam durch Befragung dieses GI in ihrem Informationsstand nicht allzu weit. Sie hat ein paar vage Hinweise bekommen auf ein oder zwei Leute, auf mich und noch einen anderen, und daraufhin haben sie beschlossen, eine Art operative Kombination`, so nannten sie das, zu lancieren. Da hat auch ein russischer Berater mitgewirkt. Man hat einen hauptamtlichen GI aus Berlin nach Jena geholt, der sich als Mitarbeiter des Ministeriums für gesamtdeutsche Fragen und Journalist ausgab und Kontakt zur Widerstandsgruppe suchte. Ich habe ihn nicht durchschaut, die anderen auch nicht, und der hat die wichtigsten Informationen gesammelt.
Thomas Ammer, Zeitzeuge auf www.jugendopposition.de