Abschrift
Es war Ende '55, Anfang '56, als von der Gründung der Nationalen Volksarmee die Rede war. Vorher gab es ja etwas Militär-Ähnliches, die Kasernierte Volkspolizei. Und eigentlich jeder erwartete, mit der Gründung der Nationalen Volksarmee würde es auch die allgemeine Wehrpflicht geben und eine drastische Militarisierung. Das Abbrennen des Schießstands sollte einfach eine Demonstrativhandlung gegen diese Pläne sein. Wir haben damit gerechnet, und wohl auch zu Recht, dass dieser Schießstand, dass dieser Vorgang von vielen Leuten bemerkt würde. Und zwar vor allem deshalb, weil er in der Nähe des einzigen größeren Sportplatzes in Eisenberg lag, vielleicht 100, 150 Meter entfernt. Die Leute, die zu den örtlichen Fußballspielen kamen, konnten das mitkriegen, die Ruine sehen.
Der Schießstand lag andererseits so abgelegen von der Stadt, dass er nicht ständig bewacht war. Sie hatten da auch keine wertvollen Gegenstände wie Waffen drin. Es war eigentlich nur eine halb Holz-, halb Steinbaracke mit einigen primitiven Holztischen drin, wo die Schützen drauflagen, um auf ihre Zielscheiben zu ballern. Es war eine relativ ungefährliche Situation. Wir brauchten nur abzuwarten, bis mal kein Schnee lag, und dann konnte das mit ein bisschen Reisig und Holzwolle und ein paar Flaschen Benzin in Gang gesetzt werden.
Thomas Ammer, Zeitzeuge auf www.jugendopposition.de