Die Mächte der Anti-Hitler-Koalition – die Sowjetunion, die USA, Großbritannien und Frankreich – beschließen schon vor Kriegsende, das besiegte Deutschland in vier Besatzungszonen zu teilen. Berlin ist der Sitz des Alliierten Kontrollrats und wird in vier Sektoren aufgeteilt. In der ersten Juliwoche 1945 ziehen sich die Briten und Amerikaner aus dem eingenommenen Teil zurück auf ihre festgelegten Besatzungszonen. Im Gegenzug übernehmen sie ihre Sektoren in Berlin. Im August wird ein französischer Sektor gebildet. So entstehen die Grenzlinien, die Deutschland fast ein halbes Jahrhundert teilen.
Doch die Spaltung ist damit keineswegs zum unabwendbaren Schicksal geworden. Noch während der Potsdamer Konferenz vom 17. Juli bis zum 2. August 1945 wird Deutschland von den Siegermächten als Ganzes behandelt. Sie wollen den Nazismus gänzlich ausrotten. Doch jede der vier Besatzungsmächte setzt die Beschlüsse der Potsdamer Konferenz nach ihren Vorstellungen um.
In der Sowjetischen Besatzungszone wird 1945 eine Bodenreform durchgeführt. Angebliche und tatsächliche Kriegsverbrecher werden nach einer Volksabstimmung enteignet. Ehemalige Mitglieder der NSDAP und ihrer Massenorganisationen werden im Rahmen der Entnazifizierung aus dem Schuldienst und der Verwaltung entlassen. Die KPD erklärt am 11. Juni 1945 in ihrem Gründungsaufruf, dass sie nicht die Absicht habe, „Deutschland das Sowjetsystem aufzuzwingen“. Auch die SPD, die CDU und die LDP werden zugelassen. Als die SPD immer mehr Zuspruch erfährt, schlägt die sowjetische Politik eine Kursänderung in Richtung Einheitspartei ein. SPD und KPD werden am 21. April 1946 zwangsweise zur SED vereinigt. Gegner der Vereinigung werden verhaftet. Auch die CDU und die LDP werden zur Jahreswende 1947/48 gleichgeschaltet.
Internationales Geschehen
Die Welt ist nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges nicht friedfertiger geworden. In Griechenland beginnt 1946 ein blutiger Bürgerkrieg zwischen linken und konservativen (monarchischen) Kräften, die von England unterstützt werden. Im ersten französischen Indochinakrieg, der 1946 beginnt, kämpft eine nationale Befreiungsbewegung unter kommunistischer Führung gegen die Kolonialmacht Frankreich, die für diesen Krieg massive Finanzhilfe von den USA erhält. Auch andere westliche Kolonialmächte kämpfen gegen nationale Befreiungsbewegungen um den Erhalt ihrer Kolonien.
In Palästina kämpfen jüdische Untergrundorganisationen gegen die britische Mandatsmacht und gegen Araber. Nach der Proklamation des Staates Israel im Mai 1948 beginnt der erste arabisch-israelische Krieg. Die USA fürchten ein weiteres Vordringen des Kommunismus, zumal sich auch in China ein Sieg der kommunistischen Volksbefreiungsarmee abzeichnet. Am 1. Oktober 1949 proklamiert Mao Tse-tung die Volksrepublik China. Die von den USA unterstützte Kuomintang muss sich auf die Insel Taiwan zurückziehen. 1950 beginnt mit einem Angriff des von China unterstützten kommunistischen Nordkoreas auf das von den USA unterstützte Südkorea der Koreakrieg, der die Welt drei Jahre lang in Atem hält.
Osteuropa: Im sowjetischen Einflussgebiet übernehmen im Februar 1948 die Kommunisten in Prag gewaltsam die Macht. In ganz Osteuropa herrschen nun sowjethörige Regimes. Lediglich das kommunistische Jugoslawien bricht 1948 unter der Führung Titos mit der Sowjetunion.
Seit dem ersten sowjetischen Kernwaffentest 1949 verfügen beide Weltmächte über Massenvernichtungsmittel, die ausreichen, die Menschheit auszulöschen. Dieses „Gleichgewicht des Schreckens“ soll eine direkte militärische Konfrontation zwischen den USA und der UdSSR verhindern. Der Machtkampf zwischen den USA und der UdSSR ist zum globalen Konflikt geworden. Es kommt weltweit zu Stellvertreterkriegen, in denen die beiden Weltmächte jeweils eine Partei unterstützen - verdeckt oder offen.
Deutschland und der Kalte Krieg
Die Frontlinie des Kalten Kriegs verläuft mitten durch Deutschland und dessen alte Hauptstadt Berlin. Im Juni 1948 findet in den Westzonen die Währungsreform statt. Deutschland ist nun wirtschaftlich gespalten. Die Übernahme der D-Mark in den Westsektoren von Berlin nimmt die Sowjetunion zum Anlass, alle Zufahrtswege nach West-Berlin zu sperren. In den Westsektoren und in Ost-Berlin werden getrennte Stadtverwaltungen gebildet. Bis zum Mai 1949 versorgen die Amerikaner West-Berlin über eine Luftbrücke. In Deutschland tobt die erste große Schlacht des Kalten Krieges.
Am 23. Mai 1949 tritt in den Westzonen das Grundgesetz in Kraft. Damit ist die Bundesrepublik Deutschland aus der Taufe gehoben. Am 14. August 1949 finden die ersten Bundestagswahlen statt. Stärkste Partei ist mit 31 Prozent der Stimmen die CDU/CSU. Der Bundestag wählt am 15. September 1949 Konrad Adenauer (CDU) zum ersten Kanzler der Republik.
Im Gegenzug konstituiert sich am 7. Oktober 1949 im Ostsektor von Berlin der nur durch Scheinwahlen legitimierte Deutsche Volksrat zur Provisorischen Volkskammer, welche die Deutsche Demokratische Republik (DDR) proklamiert. Der ehemalige KPD-Vorsitzende Wilhelm Pieck wird Präsident und der ehemalige Sozialdemokrat Otto Grotewohl Ministerpräsident des neuen Staates.
Für überzeugte SED-Anhänger ist die Bonner Regierung von den Westmächten installiert worden, um die kapitalistischen Verhältnisse wiederherzustellen. In ihren Augen versuchen nun die gleichen Monopolherren, die Hitler 1933 an die Macht gebracht haben, im Bündnis mit dem US-Imperialismus ihre verlorene Macht im Osten wiederzugewinnen. Diesem Weltbild zufolge haben sich die Sozialdemokraten als die „ewigen Verräter“ den Konzernherren in die Arme geworfen. Das macht sie für die SED im Grunde noch hassenswerter als die Kapitalisten selbst.
Umgekehrt ist für die westliche Öffentlichkeit – und für viele Bürger der DDR – die Regierung in Ost-Berlin nur eine Marionette Moskaus. Die massiven Menschenrechtsverletzungen im Osten werden scharf angeprangert. Jährlich flüchten Zehntausende aus der DDR. Im amtlichen und öffentlichen Sprachgebrauch der Bundesrepublik spricht man bis in die sechziger Jahre hinein von der Sowjetzone oder einfach nur von der Zone.
Jugend in der DDR
Am 11. Oktober 1949 begrüßt die FDJ den neuen Staat mit einem Fackelzug Unter den Linden in Berlin. Die Begeisterung der Jugendlichen ist organisiert. Doch es ist nicht zu bestreiten, dass eine aktive Minderheit den neuen Staat gutheißt. Enthusiastisch widmen sich viele dem Aufbauwerk. Unter der Losung „Max braucht Wasser“ ziehen im Winter 1948/49 Tausende Jugendliche zur Maxhütte im thüringischen Unterwellenborn, um einen Kanal für Kühlwasser zu graben.
Der Terror, der stupide Führerkult, die Unterdrückung der Meinungsfreiheit, die Peinlichkeit der ersten Volkskammerwahl vom 15. Oktober 1950, bei der angeblich 99,7 Prozent für die Einheitsliste gestimmt haben sollen: all dies wird überschrien von den begeisterten Gesängen der FDJ.
Doch außer der Aufbaugeneration gibt es auch eine andere Jugend. Und die ist dem neuen Staat gegenüber sehr kritisch eingestellt. Sie will nach dem Ende des Hitler-Regimes nicht wieder unter einer Diktatur leben. In verschiedenen Städten Ostdeutschlands organisieren Gruppen junger Menschen teilweise tollkühne Widerstandsaktionen. Sie berufen sich auf die mutigen Münchener Studentinnen und Studenten der Weißen Rose, die ihren Widerstand gegen Hitler mit dem Leben bezahlt hatten. Die sowjetische Besatzungsmacht und das 1950 gegründete Ministerium für Staatssicherheit der DDR gehen mit drakonischer Härte gegen jeden Widerstand vor. Sowjetische Militärtribunale und Gerichte der DDR verhängen langjährige Zuchthaus- und sogar Todesstrafen gegen jugendliche Widerstandskämpfer.
Zitierempfehlung: „Kontext zum Portal Freie Wahlen!“, hrsg. v. Bundeszentrale für politische Bildung und Robert-Havemann-Gesellschaft e.V., letzte Änderung Mai 2017, www.jugendopposition.de/145341
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Wir wurden wie normale Flaksoldaten eingesetzt. Ich war Richtschütze und unmittelbar an der Kanone, an der CN 5. Andere waren in der so genannten Umwertung und rechneten die optisch erzielten Winkelergebnisse für die Weitergabe an die Kanonen um –unter welchen Neigungen und welcher Seitenschwenkung geschossen werden musste. Einer kam bei einem schrecklichen Bombenangriff am 17. Dezember ums Leben. Wir hatten ungemein viel geschossen und uns mit 90 Schuss in kurzer Zeit schon verausgabt. Bis 90 Schuss lagen diese Granaten, die 28 Kilo schwer waren, unmittelbar in Erdbunkern um die Kanone herum. Und da das verausgabt war, mussten wir in einer Pause alle rennen und Munition heran schleppen.
Doch dabei fand ein neuer Bombenangriff statt und der Günther kam ums Leben. Er hatte so schwere Verletzungen, dass sein Leben in der Nacht zu Ende war. Das waren unsere Aufgaben. Wir waren vollwertige Soldaten. Wir haben auch Flak-Kampfabzeichen bekommen, weil wir in der Zeit, in der wir dort waren, zwölf Flugzeuge abgeschossen haben. Wir sahen da auch die ersten abgeschossenen Flieger, die bis zu den Knien in die sandige Erde eingedrungen waren. Sie waren in voller Montur und Uniform – man dachte, sie leben noch. Die haben wir gesehen und sind mit dem Tod in unmittelbare Berührung gekommen, was uns bestimmt alle beeindruckt hat, zumindest mich. Obwohl ich nicht unbedingt zart besaitet bin, sondern mich eher als robust empfinde, auch mental.
Wir wurden im Februar '44 aus dem Zustand als Luftwaffenhelfer entlassen und kamen zum Arbeitsdienst beziehungsweise zum Heimateinsatz. Es gab da Maßnahmen, die die Staatsjugend, die Hitlerjugend, durchführte. So kam ich nicht zum Arbeitsdienst, sondern musste für die Landjugend und fürs Landvolk versuchen, junge Menschen und ihre Eltern zu gewinnen. Ich musste einiges organisieren: die Nachtwachen der Mitschüler, die noch da waren, Brandwache, Feuerwache und so was.
Roland Bude, Zeitzeuge auf www.jugendopposition.de