Abschrift
Es war eine relativ kleine Schule. Es gab ja nur 160 Schülerinnen und Schüler. Die standen alle in dieser Aula. Und es war eine Schockstarre. Wir wussten es, dass es kommen wird. Aber niemand sonst. Die waren völlig fassungslos, weil sie überhaupt nicht verstanden haben, was das jetzt noch soll, weil in ihrer Wahrnehmung doch eigentlich jetzt alles bereinigt war. Die Aktion wurde beendet. Es gab dann diesen Ausschluss aus der Jugendorganisation und wir haben ja auch nicht nichts weiter gemacht. Also es war damit ja eigentlich erledigt. Das war natürlich zur Abschreckung gedacht, sonst hätte man die nicht alle dahin bestellen müssen. Es war ein klassischer Schauprozess und das haben die gemerkt. Sie haben im Grunde alle gemerkt, dass sie die Adressatinnen dieses Theaters sind und dass damit auch klar ist, wie es zukünftig an dieser Schule weitergehen wird. Für uns war es schon traumatisierend, würde ich sagen, aber ich denke für viele andere auch. Der Schulleiter hat dann einen nach dem anderen aufgerufen, der musste sich dann da hinstellen und dann kamen die Anklagepunkte, die waren alle dieselben mit Variationen: Staatsfeindliche Plattformbildung, gesteuert aus dem Westen und pazifistische Aktivitäten und solche Sachen mehr.