Abschrift
Sprecher (off):
„Zwischen der Carl-von-Ossietzky-Schule Pankow und Cambridge/England liegen Welten. Trotzdem führt eine Verbindung von Ost-Berlin hierher für Vera Wollenberger und ihren Sohn Philipp. Sie musste nach Verhaftung und Verurteilung die DDR für ein Jahr verlassen. Studium in England oder Knast in der DDR war ihre Alternative. Ihr Sohn Philipp hätte mitgedurft. Er wollte bleiben. Aber dann kam der Schulverweis, und er reiste zu seiner Mutter. Hier in England hoffen jetzt beide auf ein gutes Ende in der DDR, das für Philipp Abitur an der Carl-von-Ossietzky-Oberschule heißt.“
Interviewer:
„Würden Sie das alles noch mal machen?“
Philipp:
„Wenn … Nein, nicht … Also, ja, das ist schwierig … Aber ich habe allgemein immer gesagt, und ich glaube, das ist auch das einzigst Mögliche, was man da sagen kann: Wenn ich also gewusst hätte, an welchem Punkt wir da eine imaginäre Grenze überschritten haben, dann hätte ich sie nicht überschritten. Denn ich finde, es ist zu früh für uns gewesen, diesen Konflikt auszustehen, vom Alter her. Ich bereue nicht … Also, weil ich die Vorwürfe auch absurd finde und so, finde ich nicht, dass wir etwas falsch gemacht haben. Aber dadurch, dass die Reaktion so heftig war … Also, wenn ich gewusst hätte, dass es so heftig gewesen wäre, hätte ich es nicht gemacht.“
Quelle: Kennzeichen D, 30. November 1988, ZDF