Abschrift
Also, als ich beim FDGB war, da habe ich … Also, die erste Priorität war ja … Also, das Wichtigste daran war für mich, dass ich eben weg war von allem, dass ich dann auch zu Hause ausgezogen bin, dass ich so selbstständig war und irgendwie so mein Ding machen konnte. Und das hat auch `ne Weile ganz gut geklappt, weil ich auch mich mit nichts anderem weiter beschäftigt hab, mir nicht so viel Gedanken über irgendwelche politischen Zustände oder die DDR als solche gemacht hab. Und dann angefangen so richtig hat es dann eigentlich erst wieder … dann waren Wahlen, ich glaube, das war 1984. Und da hab ich damals mit meinem späteren Mann dann also auch schon zusammengearbeitet. Und dann haben wir uns irgendwie so darüber unterhalten und haben gesagt – Nö, da geh ich nicht hin, hab ich gesagt. Also, das ist mir wirklich zu blöd, also das kann doch gar keiner glauben. Der Heimleiter kam dann und noch andere Mitarbeiter und haben sich dann vor uns aufgebaut und haben uns also ziemlich runtergemacht. Und mich persönlich halt also sehr, weil ich dort schon länger gearbeitet hatte: Was ich mir eigentlich einbilden würde, wer ich hier bin und wo ich hier bin, und warum ich dort nicht hingegangen wäre. Und dann wollten sie uns noch überreden, dass wir dort an der Wahl teilnehmen, was wir nicht gemacht haben. Und seit dem Tag ging es dann eigentlich so abwärts, dann kamen so ziemliche, ja, so, so … zum Beispiel die Hygiene-Inspektion, ja? Wir haben auch Eis verkauft und so was. Die haben sich sonst eigentlich bis dahin nicht so viel um uns gekümmert. Und die kamen dann andauernd und wollten immer irgendwas finden. Die Inventur stand früh um 7.00 Uhr vor der Tür, also privat, und: „Kommen Sie mal mit! Inventur!“ – also so Schikane, dann fing eben richtige Schikane an. Und ja, das hat mich dann wieder so eigentlich darauf zurückgebracht, wieder mal zu denken: Was mache ich hier eigentlich? Und dann haben wir so überlegt irgendwie, ganz was anderes auszuprobieren. Und zu der Zeit … also, ich bin dann auch manchmal in Binz dort einfach in die Kirche gegangen. So im Sommer, weiß ich noch, da waren dann abends so Veranstaltungen, wo dann auch so Jugendbands oder so was … Also, wie gesagt, ich hatte ja überhaupt keinen kirchlichen Hintergrund und hab das dann das erste Mal so erlebt und fand das total interessant, was die da so singen, und die Gespräche und … Also hab mich da sehr angezogen gefühlt, weil das so ein bisschen ein Blick in eine andere Welt war so, die ich vielleicht gesucht hab, aber zu dem Zeitpunkt überhaupt nicht kannte.
Evelyn Zupke, Zeitzeugin auf www.jugendopposition.de