Abschrift
Am 7. September haben wir aufgerufen: Um 17 Uhr am Springbrunnen. Da hatten wir Trillerpfeifen und T-Shirts mit Buchstaben drauf, wo alles zusammen [gelesen] ´7. Mai – Wahlbetrug` ergeben hätte. Dazu kamen wir natürlich nicht. Kurz vor 17 Uhr haben wir uns – wir wussten ja alle, wir wollten zu dem Springbrunnen – angeguckt. Blickkontakt. Wir haben es versucht, aber in dem Moment, als wir auf den Springbrunnen zu gingen, da kamen von allen Seiten Massen von Stasi auf uns zu. Wir haben es noch geschafft, einige mal kurz die Trillerpfeife [zu pfeifen], und dann haben wir gesagt: ´Wenn die kommen, dann springen wir einfach in den Springbrunnen, dann werden sie wenigstens auch nass!`.
Dann haben die das aufgelöst, teilweise ziemlich brutal, haben uns über den Alex geschliffen. Da war viel Publikum, aber sie haben sich überhaupt nicht daran gestört. So eine alte Oma mit Krückstock hat noch zu einem Polizisten oder Stasi[-Mitarbeiter] gesagt: ´Schämst du dich nicht, Junge?`. Und da stand eine Frau, die hatte Tränen in den Augen, die war entsetzt, die konnte das gar nicht begreifen. Mir selber hat nur noch der Kopf gerauscht, das war wie ein Film. In den Cafés rundherum hatten die dem Personal erzählt, dass da ein Film gedreht wird, auf dem Alexanderplatz.
Evelyn Zupke, Zeitzeugin auf www.jugendopposition.de