Abschrift
Dann haben wir die erste Demonstration zum 7. Juni organisiert, die war noch im Bereich der Kirche. Da fingen eigentlich diese Repressionen an. Da war es, glaube ich, auch zum ersten Mal, dass sie querbeet alle, die was damit zu tun haben könnten, abgeholt und belehrt haben. Oder versucht haben zu belehren, dass sie sich an dem Tag nicht ins Stadtzentrum bewegen sollten. Da sollte man unterschreiben, was manche auch gemacht haben, viele nicht. Mich haben sie zwischendurch mal zum Gespräch abgeholt. Das war für mich das erste Mal, dass sie mich so abgeholt haben, da war mir ganz schön schlecht, da hatte ich ganz schön Angst.
Die haben Spielchen gemacht: Sie haben einen ewig lange durch die Stadt gefahren. Da wusste ich gar nicht, wo wir hinfahren. Das haben sie sicherlich bewusst getan, mit der Absicht, ein bisschen Angst einflößend zu wirken. Später hat mir das keine Angst mehr gemacht. Gerade diese Geschichte mit dem Polizeirevier Weißensee und dem Trabbi: Da haben sie mich zwei Stunden alleine sitzen lassen. Dann saß eine uniformierte Beamtin mit mir im Raum und hat mich einfach immer nur angeguckt. Ich wusste immer nicht, ob die mich jetzt beobachten.
Bei den Demos, zum Beispiel am Alex, wurde man auch immer mitgenommen und saß dann über Nacht in Rummelsburg. Diese Gespräche oder Verhöre, da kamen sie manchmal auch mit dem Kind: ´Sie wollen doch nicht ...`. Da war mir schon nicht ganz wohl zumute. Wir hatten gegenseitig alle Vollmachten, die haben wir für jeden geschrieben. Dass, wenn man wirklich mal länger weggefangen werden sollte, für zwei, drei Tage, dass die [Kinder] dann irgendwo hingesteckt sind. Dass dann klar ist: Die können vorübergehend bei Freunden sein.
Evelyn Zupke, Zeitzeugin auf www.jugendopposition.de