Abschrift
„Dann bin ich weiter und weiter. Wieder übernachtet im Freien. Und am nächsten Tag war ich schon im Thüringer Wald. Da haben mir die Füße so weh getan, dass ich mir natürlich überlegt habe: Wie kommst du jetzt weiter? Das war schon nicht mehr angenehm. Da haben Leute im Feld gearbeitet, und im Straßengraben lag ein Fahrrad. Mein Kopf sagte: nein, weitergehen. Doch die Füße sind brav losgelatscht. Und das war das Verhängnis. Ich hab mich aufs Fahrrad geschwungen, die sahen das, haben sofort geschrien, ich losgetreten wie ein Irrer.
Hinter mir war auch jemand mit dem Fahrrad, den habe ich abgehängt, und dann sah ich, wie das Tal immer enger wurde – und wie ein paar Männer sich ein paar Knüppel nahmen, um den Fahrraddieb abzufangen. Ich vom Fahrrad runter, da gab's zwei Möglichkeiten: nach rechts oder nach links. Ich bin nach links, hab nicht gesehen, dass da ein Mühlbach ist, ein angestauter Mühlbach. Da bin ich, keine andere Chance, rein, wollte drüben raus. Da standen sie. Ich habe gesagt: ,Lasst mich laufen, ich bin politisch`. Da sagt der eine zu mir: ,Ich würde dich ja laufen lassen, aber da ist der Parteisekretär', oder so was Ähnliches. ,Der kann nicht.'“
Quelle: Zeitzeugeninterview mit Achim Beyer am 11. Oktober 1998, Sächsischer Landesbeauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur