Abschrift
Wir wurden zunächst in dem so genannten ,Kuhstall` untergebracht, der im Jahre 1730 erbaut wurde. Damals war es eine Zucht- und Erziehungsanstalt sowie ein Waisenhaus unter August dem Starken gewesen, dementsprechend hat man alles so belassen. In den Einmann-Zellen waren sechs Betten, es war kaum Platz zwischen den Betten. Ein Kübel war drinnen für die sechs Personen. In Waldheim war das Essen etwas reichlicher als in Gera. In Gera bekamen wir ganz knappe Mahlzeiten und hörten zum ersten Mal, dass man im Zuchthaus Waldheim auch Nachschlag bekam.
Es war das Jahr 1958. Da waren draußen keine Hungerjahre mehr. Einmal in der Woche, meistens zum Wochenende, wurden wir zum Duschen rausgeholt. Das war aber auch im gleichen Gebäude. Die technische Anlage dieser Dusche war total veraltet. Ich weiß nicht, wann die da installiert wurde. Auf Holzlattenrosten standen wir dann zwei oder drei Minuten zum Duschen; im Winter war das Wasser besonders kalt. Nach dem Duschen wurde der Wechsel der Unterwäsche angeordnet. Nach circa 14 Tagen in Waldheim bekamen wir das erste Mal Gelegenheit, auf die Schreibstube zu gehen. Uns wurde ein Stück DIN-A-4-Bogen gereicht, und wir durften 20 Zeilen darauf schreiben, um die erste Benachrichtigung nach Hause zu geben.
Joachim Marckstadt, Zeitzeuge auf www.jugendopposition.de