Abschrift
Die Verhaftung spielte sich bei mir in Gera ab. Ich bin frühmorgens zur Arbeit gefahren und hatte nicht bemerkt, dass ich schon von der Stasi beobachtet wurde. Misstrauisch wurde ich nur, weil ein Fahrzeug hinter der Straßenbahn in Gera immer hinter mir herfuhr. Ich war ganz hinten auf dem Perron, war also zu sehen, und da fiel mir bloß auf, dass der EMW überhaupt keine Anstalten machte, die Straßenbahn zu überholen. Ich ging relativ unbekümmert in den Betrieb rein, ich war damals in einem Handwerksbetrieb beschäftigt. Da tauchten diese Figuren im Ledermantel auf und fragten mich nach meinem Namen.
Sie sagten, zur Klärung eines Sachverhaltes möchte ich doch mal mitkommen. Ich hatte mir damals noch keine Gedanken gemacht, dass unsere Widerstandsgruppe entdeckt worden war, und nahm erst mal an, dass da eine andere Sache zur Sprache kommen würde. Als ich im Stasi-Gefängnis in Gera landete – das kannte ich von meinem täglichen Weg zur Arbeit –, da wusste ich, was die Glocke geschlagen hatte.
Joachim Marckstadt, Zeitzeuge auf www.jugendopposition.de