Abschrift
Ist Ihre Musik heute noch politisch?
Das war es immer und das wird immer so sein, wenn man das politisch nennt. Es sind immer Sachen, die am Leben sind und an den Leuten, die neben einem leben. Und das war auch so, wenn Sie sich die Songs angucken von Renft, die immer so als politische Songs bezeichnet werden. Das sind ja keine ideologischen Erklärungen oder Phrasendreschereien. Sondern dieser Song zum Beispiel, wo es um Republikflucht geht: Das ist ein Junge, der nicht zurechtkommt mit dem Leben. Das ist eine Ballade über einen Jungen, der versucht klarzukommen, der nicht klarkommt und versuchts dann eben auf dem Weg – ein bisschen blauäugig – und hofft da irgendwie nach Hamburg zu kommen, weil er den Otto so verehrt. Und da wird er natürlich gefangen genommen. Und da kommt er schon mal gar nicht mehr zurecht mit dem Leben anschließend. Und da heißt es so schön: „Er ging in die Elbe, die Stelle war dieselbe“, wo er auf den Kahn sprang vorher, „vielleicht taucht er in Hamburg wieder auf.“ Natürlich bösartig, aber es ist immer an dem kleinen Mann geblieben, die Ballade, keine politische Erklärung. Und so sind die Songs immer gewesen und so sind sie heute auch noch.
Christian Kunert, Zeitzeuge auf www.jugendopposition.de