Abschrift
Na ja, Leipzig war ein Nest, man kannte sich halt. Weiß nicht, da gab es vielleicht 20 Gruppen, und man wusste, der spielt da und der spielt da. Und die einen hatten mehr Erfolg, die anderen weniger. Hart am Verbot waren sie alle. Trotzdem fanden immer Veranstaltungen statt, ganz erstaunlich. Und Renft war schlicht das Größte. Das war also das, was man immer nicht zu Gesicht bekam. Außer, dann gab es eine Sendung im Westfernsehen, die hieß „Beatclub“, da traten dann diese ganzen Bands auf, auf die man scharf war, auch Amerikaner, Engländer und so, also internationale Szene. Aber das war nur eine Dreiviertelstunde am Samstag, und wir hatten nur so eine Antenne auf dem Dach, da war meistens Grieß, ausgerechnet wenn diese Sendung kam. Manchmal hatte man Glück, da war irgendeine Überreichweite und dann konnte man es auch mal richtig sehen. Ich hab auch bei Grieß vorm Fernseher gehangen und mir das angeguckt. Und Renft hatte ein Programm, die waren immer ein bisschen vorneweg. Die hatten auch ein paar Platten aus dem Westen, wo sonst keiner rankam, und haben das Zeug dann nachgespielt. Und das war eine originelle Band, glaube ich, also das ging ganz gut los, was die machten. Und da wechselte die Besetzung ab und zu mal, da war ich mit einem von der Renft-Band dann in einer anderen Band. Und dann traf man sich eben und so. Und jetzt brauchten die eben jemand, der die Orgel spielt, was ich eigentlich nicht konnte, hatte ich noch nie gemacht. Und da habe ich gesagt: „Okay, das mach ich.“ Und dann habe ich da angefangen Orgel zu spielen in der Band.
Christian Kunert, Zeitzeuge auf www.jugendopposition.de