Abschrift
Eine Mehrheit hatte die Befürchtung, wenn man sich zu sehr mit den Ausreiseantragstellern zusammentut, wird man a) majorisiert, weil das sind viel mehr als wir. Und b) haben die andere Ziele. Die wollen nicht zwingend politisch die DDR verändern und nehmen darauf auch keine Rücksichten. Zum Beispiel, wie man Monate oder Jahre später hier arbeiten kann. Die hatten vielmehr ein Ziel: raus.
Unser Ziel war ja nicht nur raus`, sondern das Gegenteil: Für uns war es immer verheerend, wenn Leute irgendwann so sehr unter Druck gesetzt wurden, die nicht zwingend raus wollten. Sie sind dann aber doch gegangen. Das war ein ziemlich starker Gegensatz, und da war dieses Misstrauen: Wer hier nur raus will, der hat eigentlich mit uns nichts zu tun. Dann gab es eine Minderheit in den Gruppen – für Ost-Berlin war es zumindest eine Minderheit – die sagte: ´Wir müssen das als eine Bewegung ernst nehmen. Wir müssen uns mit denen auch solidarisieren. Wir treten doch hier für die Grundrechte ein, und Freizügigkeit ist ein Menschenrecht. Die fordern ein Menschenrecht ein und insofern haben sie auch Anspruch auf unsere Solidarität`.
Peter Grimm, Zeitzeuge auf www.jugendopposition.de