Abschrift
Dann kam von Wolfgang Rüddenklau das Angebot. Er sagte: ´Na gut, dann müssen wir sie unauffällig in die Umwelt-Bibliothek schaffen, und wir drucken hier.` Dann ist unsere Maschine in die Umwelt-Bibliothek geschafft worden, sinnigerweise durch unseren Spitzel ...Der Spitzel war unser technisch Versierter. Er hat auch immer alles mit goldenen Händen repariert und gemacht – alles andere hätte ihn natürlich in Verdacht gebracht. Nun hatten wir in dieser kleinen Runde ausgemacht, dass wir, wenn die Umweltblätter gedruckt werden, auch erscheinen und parallel dazu in einem kleinen Nachbarraum den ´grenzfall` drucken. Daraufhin gingen wir auseinander.
Wolfgang Rüddenklau sah ich öfter am Tag, denn wir wohnten schräg gegenüber. Er kam nochmal vorbei. Wir gingen nochmal raus, redeten, und er sagte: ´Das ist Unsinn. Wenn du nochmal darüber nachdenkst, dann solltet ihr überall sein, nur nicht da, wo der ´grenzfall` gedruckt wird. Setzt euch irgendwo auf den Präsentierteller und sauft euch an dem Abend zusammen, aber erscheint da nicht. Wir drucken das im Nachbarraum`.
Das war einfach, das war die Situation. Der Spitzel kannte diese Abmachung nicht. Weil wir kein Telefon hatten, wurde er einfach durch ein Zettelchen an der Tür in eine Kneipe gebeten. Er erschien und musste erfahren, dass alle Verabredungen gekippt waren. Er stand vor einem riesengroßen Problem: Er konnte seinen Führungsoffizier nicht mehr benachrichtigen. Es gab ja in der DDR kein Telefon in der Kneipe. Es gab kein Telefon neben den Klotüren, wo er schnell hätte hingehen können ohne Verdacht zu erregen. Und so blieb ihm später, als Ausrede für den Führungsoffizier, nur die Version, dass sein Trabbi nicht angesprungen wäre. Das ist die aktenkundige Version, und die tauchte in allen Medien als Grund für diesen Fehlschlag auf.
Peter Grimm, Zeitzeuge auf www.jugendopposition.de