Abschrift
„Ich war mir des Risikos bewusst. Das hing sicher auch mit dem Alter zusammen. Ich war damals 22, 23 Jahre und habe das natürlich alles noch viel dramatischer erlebt, viel intensiver. Die Jugend ist irgendwie radikaler, wenn sie Dinge vertritt. Ich denke, heute wäre ich vorsichtiger, weil ich mehr Erfahrung habe, weil ich älter bin. Wir sind nicht blind gewesen. Wir haben schon gewusst, was auf uns zukommen kann, was die Alternativen sind, die der Staat hat.
Das war vor allen Dingen Gefängnis. Da war die Gefahr, aus dem Land ausgewiesen zu werden – das war die schlimmste. Und natürlich die ganz alltäglichen Schikanen: die Arbeitsstelle verlieren, die Ausbildung verlieren. Das Kind hat Ärger im Kindergarten oder später in der Schule. Ich habe eine ganze Weile unter der Befürchtung gestanden, dass mir die Kinder weggenommen werden könnten, mit der Begründung, ich wäre keine ordentliche Mutter, oder die Kinder würden verwahrlosen.“
Dorothea Fischer, Zeitzeugin auf www.jugendopposition.de