Abschrift
„In Marzahn bin ich zwischen '80 und '86 oder '87 gewesen. Das war von der Szene her schon ganz witzig. Später gab es dann die Auseinandersetzungen zwischen Punks und Skinheads und Grufties und Teds, und was es nicht alles gab. Das war immer ganz spaßig, weil ausgerechnet in Marzahn, wo eigentlich die Aggressionen in den Clubs ziemlich stark waren, ausgerechnet in Marzahn hatten wir es irgendwie geschafft, dass die Leute mehr oder weniger zusammenhielten. Es war egal, ob Skinhead oder Punk. Man kannte sich aus der Schule, und es war völlig albern, das wirklich zu thematisieren. Das wurde gar nicht gemacht.
Was später wichtig war, als ich in die Umwelt-Bibliothek gekommen bin, das waren eher die Jenaer Ereignisse, also '81 bis '83. Ich kannte Roland Jahn nicht persönlich, aber ich wusste: Irgendwie hängt das zusammen mit den Leuten in Halle um Lothar Rochau herum. Und auch um meine Schwester herum. Und so hatte ich Informationen. Als die Leute dann doch im Westen waren, musste ich, weil meine Schwester in Halle geblieben war, immer in West-Berlin anrufen, weil die dann wieder zurückrufen konnten. Das war ein Ortsgespräch, und es ging immer irgendwie um: Was braucht ihr?`, und darum, dass man die Ostpakete in den Westen schickte: Sofixpulver, Jesuslatschen. Manchmal hat es geklappt, meistens kam es zurück.
Man hat ja so einen gewissen Gerechtigkeitssinn. In der Schule wurde das zum Teil auch thematisiert: Die bösen Menschen wollen hier alles nur kaputt machen. Du kennst sie. Du kriegst mit: Hier ist von vorn bis hinten alles gelogen. Das politisiert natürlich. Da mischt man sich ein. Politisieren insofern, als man widerspricht. Sozusagen als Reaktion darauf, die Reaktion auf den Widerspruch.“
Frank Ebert, Zeitzeuge auf www.jugendopposition.de