Abschrift
Es war von der Kirche aufgerufen worden, dass man nicht in die Frauenkirche geht, sondern in die Kreuzkirche. Da habe ich einen Text von zwei Minuten gekriegt, den ich sagen sollte. Ich bin mit einem kircheneigenen Auto nach Hause gefahren worden und durfte nicht mehr raus. Ich habe im West-Radio gehört, dass da 8.000 Leute an der Frauenkirche sind, und meine Eltern haben mich bewacht. Ich durfte nicht weg, und das fand ich schon ein bisschen entmündigend. Auch wenn das sicherlich alles gut gemeint war. Auf einmal war ich doch wieder nur das Kind, das Mist gebaut hat. So hat sich das für mich angefühlt.
Die Aktion zum 13. Februar war, zumindest für Dresden, die erste Sache, wo mal außerhalb von Staat und Kirche Leute gesagt haben: ´Wir finden das jetzt Mist mit dieser ganzen Aufrüstung und diesem ganzen Herumgeschwindele`. So naiv sind wir ja wirklich rangegangen. Dass das erste Mal Leute außerhalb dieser Institutionen gesagt haben: ´Wir machen jetzt einfach mal was`. Ich glaube, in Berlin gab es solche Sachen schon vorneweg, dass mal Flugblätter aufgetaucht sind, aber in Dresden gab es das nicht.
Was vielleicht noch das Besondere war, dass es eine unglaubliche Resonanz gefunden hat. Dass unglaubliche viele Leute diese Flugblätter abgeschrieben und weiter verteilt haben. Dass eine derartige Menge von Menschen zusammen kam. Das lag ja auch außerhalb unserer Macht, das war so ein Selbstläufer. Dafür konnten wir eigentlich gar nichts mehr. Ich habe, als ich die Flugblätter geschrieben habe, gedacht: Da kommen vielleicht 200 Leute hin, und dachte schon, das sei hoch gegriffen. Dadurch hat das auch so eine Gewichtung bekommen. Weil da gar so viele Leute waren, und weil das auch international bekannt wurde.
Johanna Kalex, Zeitzeugin auf www.jugendopposition.de