Abschrift
Sprecher (off):
„Die Stimmenauszählung kann jeder Bürger beobachten. In der Vergangenheit schaute den Wahlhelfern kaum jemand auf die Finger. Das wollen Bürgerrechtler diesmal versuchen. So sieht eine Ja-Stimme aus, man braucht nicht einmal einen Stift: Stimmzettel falten und ohne Umschlag ab in die Urne! Selbst das Durchkreuzen oder schriftliche Zusätze können als Ja-Stimme gewertet werden, bestenfalls als ungültig. Darüber gibt es keine klare Regel. Und auch das Durchstreichen von einem oder mehreren Kandidaten gilt als eine Ja-Stimme. So kommt ein 99-prozentiges Ergebnis zustande. Nur das Durchstreichen jedes einzelnen Kandidaten wurde bislang als Nein-Stimme anerkannt.
Bürgerrechtler und viele andere halten dieses Wahlverfahren und die Art der Kandidatenaufstellung für reformbedürftig. Sie fordern ein demokratisches Wahlsystem, das die mündigen Bürger achtet.“
Quelle: Kontraste, 24. April 1989, RBB/SFB