Abschrift
Frage: Dann gab es ja im Januar eine Verhaftungswelle ...
Im Januar und Februar, genau.
Frage: Wie wurde die Öffentlichkeit auf diese Verhaftungen aufmerksam gemacht?
„Wir haben überlegt: Wir müssen jetzt dringend etwas dagegen machen und haben uns mehrere Strategien überlegt. Die eine Strategie war, zu sagen: Wir müssen die Kirche auf den oberen Ebenen informieren, die Landeskirche und die Kirche in Berlin. Das andere war, dass wir sagten: Die Persönlichkeiten, die im kulturellen Leben stehen – und von daher ein bisschen Einfluss haben – die sollen Bescheid wissen. Schriftsteller, Schauspieler, Künstler. Und das Dritte war, dass wir sagten: Es wäre gut, wenn das auch in der Bundesrepublik, im Westen Deutschlands, bekannt würde.
Wir haben versucht, Fotos von den Inhaftierten aufzutreiben und die nach Westen zu schmuggeln, zu transferieren. Wir haben zum Beispiel mit dem ZDF und Franz Alt zusammengearbeitet, um noch eine größere Öffentlichkeit für diese ungerechten Verhaftungen zu erhalten. Gerade über das Medium Fernsehen.
Frage: Welche Rolle haben da schon die Exil-Jenaer in West-Berlin gespielt?
Sie haben uns die Verbindungen zu den Medien und zur Öffentlichkeit in der Bundesrepublik hergestellt. Sie haben mit den Politikern Kontakt aufgenommen, und waren selber auch politisch aktiv. Das war ganz wichtig für uns. Das Erstaunliche war, dass der Staat die Inhaftierten entlassen musste. Ich sage: entlassen musste – irgendwie muss es einen starken Zwang für die DDR-Regierung gegeben haben. Sie haben sogar zwei aus unserer großen Gruppe entlassen, aus dem Umfeld der Gruppe aus dem Strafvollzug. Die meisten waren noch in Untersuchungshaft.
Das war natürlich ein Fest. Das gab es noch nie.“
Dorothea Fischer, Zeitzeugin auf www.jugendopposition.de