Abschrift
Die Eltern waren eigentlich immer so. Beide waren schon unter den Nazis Kommunisten, und so wurden wir Kinder auch erzogen. Allerdings haben sich meine Eltern dadurch ausgezeichnet, dass sie uns immer aufgefordert haben, wenn wir was nicht verstanden oder richtig fanden, zu fragen und zu diskutieren. Und das ging mit ihnen auch sehr gut. Ich verehre meine Eltern immer noch dafür, dass sie solche geraden Menschen waren. Wenn du aber so erzogen bist, nachzufragen und nachzuhaken, dann fällst du natürlich irgendwann unweigerlich auf die Fresse.
Bei mir kam der Punkt, nachdem die Schule zu Ende war, also mit 15, 16. Die Lehre begann, und da war das reale Leben auf einmal völlig anders als das, was sie uns in der Schule beigebracht haben. Natürlich habe ich gesagt: ´Das verstehe ich nicht. Das kann so nicht richtig sein`. Und dann fing es an. Die Schule hat schon sehr eingewirkt. Ich kann mich sogar erinnern, dass es schon im Kindergarten anfing. Ich war im Kindergarten, und Stalin starb. Wir hatten einen Lautsprecher, der hing oben. Die Kinder aßen, und da wurde Stalins Lieblingslied abgespielt: ´Soliko`. Und eins von den Kindern aß weiter, und dem habe ich Gruppenkeile verordnet. Ich war ein ziemlich verhetztes Kind mit Gottesersatz Stalin.
Bettina Wegner, Zeitzeugin auf www.jugendopposition.de