Abschrift
Direkte politische Einflussnahme gab es nicht. Für uns im Dorf war eigentlich mehr der Pfarrer die Bezugsperson. Wir sind alle zum Konfirmanden-Unterricht gegangen. Pioniere, das kam alles erst später, auf dem Dorf sowieso sehr viel später. Jugendweihe gab es nicht, selbstverständlich sind wir konfirmiert worden. Es war, wenn man so will, eine normale Schulzeit. Gut, wir waren Pioniere, das heißt, wir sollten es werden. Aber wir haben uns geweigert, weil wir dieses blaue Halstuch nicht tragen wollten. Einer hat's dem Lehrer zurückgegeben und gesagt, er braucht das nicht. Bei den anderen war es auch so. Das war eine reine Trotzreaktion.
In meinem Umfeld war es so, dass bis 1955 viele Bauern aus dem Dorf abhauten, weil sie ihr Soll Zwangsabgaben nicht erfüllen konnten. Der drohenden Verhaftung haben sie sich durch Flucht entzogen. Das formte. Man sprach ja mit den Leuten. Dann fehlte mal wieder einer. Bei 350 Einwohnern im Dorf hat sich das natürlich sehr, sehr schnell rumgesprochen.
Johannes Rink, Zeitzeuge auf www.jugendopposition.de