Abschrift
Der Vater hatte mehr so ein pragmatisches Verhältnis. Er hatte mal miterlebt, dass irgendeine Fahndung lief, zwecks Festnahme. Ich hatte die an sich praktische Idee, endlich meiner Gewohnheit nachgehen und über das Dach entweichen zu können. Man konnte schön auf den Dächern langlaufen, über Häuser, später heruntersteigen und dann wieder nach Hause. Auf dem entsprechenden Weg standen die entsprechenden Mitarbeiter des MfS [Ministerium für Staatssicherheit] und wunderten sich, warum er nicht nach Hause kommt. Das hat mein Vater mal mitgekriegt und hat sich höllisch aufgeregt. Er hat die irgendwie beschimpft, dass das hier ja wäre wie früher, vor 1945, und all so was. Wahrscheinlich ist ihm da ein wenig die Sicherung durchgebrannt. Er hat dann auch eine Beschwerde an das MfS geschrieben.
Das ist so die Position, mit der sich die Eltern durchmanövriert haben – oder versucht haben, sich eine Position zu erarbeiten. Später war es so, dass ich auch von meinem Vater Unterstützung bekam. Natürlich war das Hauptproblem der Eltern: Der Sohn macht da irgendwas mit Siebdruck in einer Umwelt-Bibliothek, schleppt sich durch. Dann stand er alle zwei Wochen bei mir auf der Matte, mit so einer Sammlung aus Zeitungen, wo wieder Elektromonteure gesucht wurden. Ob ich mich nicht mal vernünftig bewerben wolle? – auf eine ordentliche Arbeitsstelle und so weiter und so fort. Und: ´Das geht doch nicht ewig so`. Nachdem das irgendwie abgehandelt war, zog er dann aus seiner Tasche doch noch einige Wachsmatrizen heraus, die er im Laufe seines kirchlichen Dienstes abgezweigt hatte. Es war schon so, dass es positiv bewertet wurde. Neben allen Sorgen, sicherlich.
Christian Halbrock, Zeitzeuge auf www.jugendopposition.de