Abschrift
Am 9. November 1989 saß ich abends in meinem Internat. Da kamen dann irgendwelche Leute vom Flur und fragten: Kommst du mit auf den Kudamm? Und da habe ich gesagt Ja, klar, machen wir. Und die hatten schon was getrunken und es war alles nicht so ernst. Also ich habe das nicht ernst genommen. Und dann haben die gesagt nee, doch, wirklich, wir fahren da jetzt hin. Und dann sind wir also in einen Trabbi gestiegen. Ich weiß gar nicht, wo sie den her hatten. Und dann waren wir da auf der Landstraße und über Drewitz sind wir dann plötzlich in Westberlin gewesen. Also ich hatte das nicht im Fernsehen gesehen, aber die hatten irgendwie einen Fernseher an, und da waren wir also so mit die ersten, die nach dem Mauerfall rüber konnten. Und das war für mich irgendwie mein 18. Geburtstag. Es wäre auch der letzte Tag gewesen, wo ich noch zu meiner Mutter gekonnt hätte. Insofern passte das also alles wunderbar. Und Ich habe dann auch noch im Laufe der Nacht meine Mutter aufgesucht und es war ja alles eine riesen Party in West-Berlin und und ich dachte irgendwie, ich muss am nächsten Morgen wieder zur Schule. Ich bin dann also in die S-Bahn gestiegen um zur Schule zu fahren und habe mir noch am Bahnhof den Tagesspiegel gekauft und da stand eine Notiz drin, dass die vier Schüler wieder an die Ossietzky Schule dürfen. Das hat sich also sozusagen zufällig mit dem Mauerfall überlappt. Aber zeigt, dass da schon die ganze Sache ins Rollen gekommen war. Da hatte die wohl die Lehrerschaft selber vorgeschlagen und den Antrag gestellt und das wurde dann erlaubt. Aber wie gesagt, das stand am 10. November 1989 im Tagesspiegel. Da war ich dann schon wieder einige Wochen an der kirchlichen Schule und hatte überhaupt keine Lust mehr, da wegzugehen, weil ich mich da so wohl fühlte.