Abschrift
Moderatorin:
„Eine der Verhafteten vom 11. September ist die 20-jährige Studentin Kathrin Hattenhauer. Sie schilderte, was es für sie heißt, zurzeit in der DDR, in Leipzig, zu leben und sich aktiv zu engagieren. Das schilderte sie natürlich vor ihrer Verhaftung.“
Katrin Hattenhauer:
„Ich denke, das ist eine fortwährende Resignation. Also, das ist auch die Resignation … wenn man hier was macht, kann man dieser Resignation trotzdem nicht entgehen, weil, wenn ich was mache, kommt dazu, dass mir umso bewusster wird jeden Tag die Angst und fertig werden müssen mit der Angst hier in diesem Land.“
Moderatorin:
„Angst wovor?“
Katrin Hattenhauer:
„Ja, es fängt damit an, dass, wenn es früh klopft, dass man ganz genau weiß, dass man jetzt den ganzen Tag mit unfreundlichen Leuten zu tun hat und dass die Leute mir ein Stück meiner Lebensfähigkeit nehmen, die ich ihnen nicht gestatte. Denn es ist nicht nur die Zeit, die ich bei denen zubringe. Und dass es eben auf Dauer einen, trotzdem man etwas macht, in die Resignation treibt. Aber andererseits, wenn ich nichts machen würde, würde der Prozess genauso verlaufen, nur sehr viel schneller.“
Quelle: Radio Glasnost, September 1989