Abschrift
Im Unterschied zu den kleinen oppositionellen Zirkeln der 70er Jahre haben sich die Gruppen in den 80er Jahren dadurch ausgezeichnet, dass sie ihre Ideen versucht haben in einer breiteren Öffentlichkeit zu diskutieren. Also wir haben zunächst versucht, eine Diskussion herzustellen, eine öffentliche, einen Meinungsaustausch zu ermöglichen, öffentliche Räume zu schaffen, in denen Meinungsbildung sich vollziehen kann. Das waren so die ersten Schritte, um dann zu sehen, wen kann man gewinnen für erste demokratische Schritte. Es ging uns um Partizipation, um Mitbestimmung, um Selbstbestimmung. Wir wollten aus dieser Entmündigung heraus. Das war wahrscheinlich der Konsens von all diesen Gruppen, die ja sehr unterschiedliche Schwerpunkte in der Arbeit hatten, aber auch sehr unterschiedliche Vorstellungen von einer alternativen Gesellschaft. Aber das Gemeinsame, der Konsens war, dass wir alle aus einer entwürdigenden Situation heraus wollten, die darin bestand, dass der Staat uns vorschrieb, was wir zu denken haben, welche Meinung wir vertreten müssen, welche Länder wir bereisen dürfen, welche Bücher wir lesen dürfen, welche Zeitungen, Zeitschriften. Und wir waren der Meinung, das Volk sind wir, „Wir sind das Volk!“. Sozusagen in Vorwegnahme der zentralen Losung von 89 wollten wir mitbestimmen und uns das vom Staat nicht vorschreiben lassen. Das war, glaube ich, die wichtigste Intention zunächst. Dann konkret waren das die Forderungen nach den bürgerlichen Freiheiten, nach den politischen Freiheiten, nach Mitbestimmungsrechten, nach Entscheidungsrechten und vor allen Dingen nach öffentlicher Meinungsbildung.
Ulrike Poppe auf www.jugendopposition.de
Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft