Abschrift
Sprecher (off):
„… wie diesem jungen Mann aus der Bundesrepublik, der als Siebzehnjähriger durch die Saale geflüchtet war aus Angst vor Deportation ins Hinterland der DDR. Seitdem kommt er über Hunderte Kilometer jeden Muttertag hierhergefahren vor sein Elternhaus jenseits der Saale.“
Mann:
„Elke! Da lief meine Schwester runter, haben Sie gesehen? Es kann sein, dass sie rausguckt, meine Schwester, oben. Da drüben, der Weißhaarige mit der roten Strickjacke, das ist mein Vati. Da am Fenster, das ist meine Mutti. Mutti! Mutti! Vati! Vati! Vati!
Ich habe ja gesagt, es dauert nicht lange, dann kommen Soldaten. Ja, jetzt sind gerade zwei Posten in mein Elternhaus gegangen. Haben Sie das gesehen? Weil ich Mutti und Vati gerufen habe, und die werden wohl informiert sein, wie ihr Sohn von Spannberg im Westen lebt. Meinen Eltern wurde jetzt verboten, dass sie aus dem Fenster herausgucken dürfen. Da fährt man sechs- bis siebenhundert Kilometer, und da stehen diese Soldaten da und verbieten einem, dass man sich mal mit seiner eigenen Mutter unterhalten kann.“
Sprecher (off):
„Drüben im Vorgarten hat der Vater jetzt seinen eigenen Sohn erkannt, winkt herüber – noch ein Zeichen, das alles besagt. Dann verschwindet auch er.“
Quelle: Bundesstiftung Aufarbeitung, F.J. Schreiber „Halt! Zonengrenze“