Ost-Berlin 1988. Frank Ebert gehört zur letzten Generation der Jugendopposition in der DDR, bevor der Staat aufhört zu existieren. Politisiert durch die Ereignisse in Jena Anfang der 1980er Jahre, von denen er durch seine ältere Schwester erfährt, kommt der 18-jährige 1988 zur Umwelt-Bibliothek Berlin (UB). Von der UB hat er durch die westlichen Fernsehberichte vom Stasi-Überfall in der Nacht vom 24. zum 25. November 1987 erfahren.
Die Stasi-Razzia hat einen ganz anderen Effekt als geplant: Die UB verschwindet nicht von der Bildfläche, sondern wird in der DDR – und über ihre Grenzen hinaus – erst bekannt. Bald gehört Frank Ebert zum engen Kreis derjenigen, die die Umweltblätter drucken (im Oktober 1989 telegraph). Im Sommer und Herbst 1989 ist er an den Protesten gegen den Wahlbetrug beteiligt. Frank Ebert gehört zu den Organisatoren der Mahnwache in der Gethsemanekirche und ist bei den Demonstrationen in Ost-Berlin im Oktober 1989 dabei.
Ende der 1980er finden die Aktionen der jungen Oppositionellen nicht mehr nur unter dem Dach der Kirche statt. Die Aktivisten sind ungeduldiger, kompromissloser und wollen nicht mehr nur in geschlossenen Kreisen diskutieren. Sie wollen ihren Protest in die Öffentlichkeit tragen. Dass das gefährlich ist, bekommt auch Frank Ebert zu spüren – er wird mehrmals festgenommen.
Immer, wenn in dieser Zeit Mitglieder der UB verhaftet werden, wird die Nachrichtenkette der DDR-Opposition nach West-Berlin aktiviert: Jemand ruft eine Kontaktperson wie beispielsweise Roland Jahn an und informiert sie über die Verhaftung. Die Kontaktperson benachrichtigt wiederum die bundesdeutschen Medien, und innerhalb kürzester Zeit kommt die Meldung in den Nachrichten. Da die DDR in der Bundesrepublik als offen und demokratisch angesehen werden will, sind die jungen Oppositionellen mittlerweile vor längerer Haft geschützt. Das gilt allerdings nur für jene, die in Gruppen organisiert sind. Einzelkämpfer ohne Öffentlichkeit tragen bis zum letzten Tag das volle Risiko.
Biografische Angaben zu Frank Ebert finden sie im Personenlexikon.
Zitierempfehlung: „Frank Ebert“, hrsg. v. Bundeszentrale für politische Bildung und Robert-Havemann-Gesellschaft e.V., letzte Änderung Dezember 2019, www.jugendopposition.de/145505
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Wir waren immer darauf aus, einen dritten Weg zu finden, der dritte Weg sozusagen als Sozialismus mit menschlichem Antlitz. Das waren sozusagen die Schlagworte, die ja auch bis Ende 89 von allen neu gegründeten Gruppierungen und Parteien bis dahin auch noch gepredigt wurden. Das war, ehrlich gesagt, auch wirklich die Hoffnung also von allen. Uns ging es nicht darum, jetzt hier den Kapitalismus in irgendeiner Form zu etablieren oder eine Wiedervereinigung herzustellen, das war völlig abnorm. Das war also auch überhaupt kein Thema. Es gab Gruppen, wo es Thema war, zum Beispiel Praxis und Prinzip der Abgrenzung, da war das Thema. Aber das war für uns kein Thema. Also, Herrgott, das war bis zum 9. November überhaupt kein Thema. Am 9. November haben wir festgestellt, das war der größte Fehler, den sie machen konnten, also vonseiten der Partei. Und ja, wir konnten dann eigentlich nur noch mit der Situation umgehen. Also, uns war auch klar dann schlagartig mit Öffnung der Mauer, dass die Situation der ganzen politischen Gruppierungen sich damit eigentlich ad absurdum führt.
Frank Ebert, Zeitzeuge auf www.jugendopposition.de