Abschrift
Moderatorin:
„Am 10. Dezember war der Tag der Menschenrechte. Die Initiative Frieden und Menschenrechte hatte versucht, beim [staatlichen] Komitee für Menschenrechte eine Erklärung abzugeben. Doch auf dem Weg dahin wurden die Beteiligten, oder sagen wir mal: zehn der Beteiligten, festgenommen, festgehalten und konnten folglich die Erklärung nicht überreichen. Das holen wir jetzt nach.“
Sprecher:
„Erklärung der Initiative Frieden und Menschenrechte zum UNO-Tag der Menschenrechte
Die großen Probleme in allen Bereichen unseres gesellschaftlichen Lebens verlangen eine offene und wahrhaft demokratische Gesellschaft, in der jeder seine Kritik und Lösungsvorschläge einbringen kann. Viele Menschen unseres Landes, auch wir, wollen außerhalb der bestehenden Organisationen und Parteien unsere politische Verantwortung in der Gesellschaft wahrnehmen. Wir haben dabei oft die Erfahrung gemacht, dass Verfassungsrecht und Verfassungswirklichkeit nicht immer übereinstimmen. Heute, am Tag der Menschenrechte, wollen wir auf Repressionen aufmerksam machen, denen wir ausgesetzt sind: Kriminalisierung politisch Andersdenkender, zum Beispiel durch die Anwendung der Paragraphen 99, 106, 107, 214 bis 220, Ordnungsstrafverfahren, um ungewünschte persönliche Initiativen zu unterdrücken, Verhängung von Landesarrest durch die Verweigerung von Reisen selbst in sozialistische Länder, Beschränkung von Ausbildungs- und Berufschancen bis hin zu Berufsverboten. Dies alles widerspricht den Internationalen Menschenrechtskonventionen, die die DDR unterschrieben hat.
Initiative Frieden und Menschenrechte“
Quelle: Radio Glasnost, Dezember 1987