Abschrift
Sprecher (off):
„Symbolfigur der Jenaer Friedensbewegung ist Matthias Domaschk. Schon 1981 gehörte er zu einer Gruppe junger Pazifisten. Am 10. April 1981 wurde er verhaftet. Drei Tage später – so die Version des Staatssicherheitsdienstes – habe er Selbstmord begangen. Er soll sich am Zellenfenster erhängt haben. Die Zellen haben gar keine Fenster, sagt Domaschks Freund Peter Rösch, der mit ihm verhaftet worden war. Domaschks Freunde bezweifeln den Selbstmord. Der Bildhauer Michael Blumhagen stellte diese Gedenkplastik für Matthias Domaschk auf den alten Friedhof in Jena: einen trauernden Menschen. Doch die Behörden lassen nach drei Tagen die Plastik verschwinden. Sie werden jedoch heimlich bei ihrer Arbeit fotografiert. Ein Auto bringt die Plastik ins Sargmagazin der Städtischen Friedhofsverwaltung. Seit dem 15. Mai 82 ist sie allerdings auch dort verschwunden. Kurz darauf verschwand auch der Bildhauer: Er wurde verhaftet. Als er ins Gefängnis kam, sah sein Haus noch so aus. Als er aber aus dem Gefängnis kam, war auch sein Haus verschwunden – abgerissen wegen angeblicher Baufälligkeit. Blumhagen war mit dem Abriss zwar nicht einverstanden, aber er soll die Kosten für den Abriss bezahlen.“
Quelle: Report, 22. März 1983, SWR