Abschrift
„Matthias Domaschk ist, zusammen mit einem Freund, aus dem Zug geholt worden. Die sind beide in die Untersuchungshaft nach Gera gekommen. Der Freund kam wieder und hat alle gefragt, ob wir was von ihm [Matthias] wüssten, er habe ihn nicht mehr gesehen und nicht mehr gehört. Und da wäre so was Komisches passiert, was er nur am Rande mitgekriegt hat.
Frage: Welche Auswirkungen hatte der Tod von Matthias Domaschk auf die Junge Gemeinde?
Ich kann nur davon sprechen, wie das auf mich gewirkt hat. Auf mich hat das erstmal richtig paralysierend gewirkt. Ich habe mich wie gelähmt gefühlt. Wenn das möglich ist, dass aus einer Opposition heraus ein Mensch zu Tode kommt, im Gefängnis ...
Wir haben alle so gelebt. Es kann sein, dass wir jetzt in Untersuchungshaft kommen oder ein paar Tage ins Gefängnis, vielleicht sogar richtig verurteilt werden. Wir wussten ja, dass es so komische Paragraphen gab. Damals habe ich nicht damit gerechnet, dass wirklich jemand dadurch sterben kann. Das war ein richtiger Schock.
Frage: Was hat das für eine Reaktion in Ihnen ausgelöst?
Erstmal Ohnmacht und Wut: Das kann doch nicht so bleiben, es muss doch irgendwas geschehen! Ich hatte Lust, irgendwas zusammen zu schlagen. Dann hat es mich in gewisser Weise radikalisiert. Zu sagen: Dann ist das die Realität, dann muss ich mich dem anpassen, dann bin ich eben nicht noch vorsichtiger, ganz im Gegenteil. Dann muss ich eben auch deutlicher und klarer, konsequenter sein. Noch mutiger sozusagen.“
Dorothea Fischer, Zeitzeugin auf www.jugendopposition.de