Abschrift
1. Jenenser Jugendlicher:
„Also, zum Beispiel haben wir eine Floßfahrt organisiert, die sich auf der Saale abgespielt hat.“
2. Jenenser Jugendlicher:
„Das war eine geile Aktion. Es war so: Im Prinzip hatten wir mal die Idee gehabt, wir könnten mal zu Pfingsten etwas machen, was richtig wahnsinnig losgeht. Und da haben wir halt ein Floß gebaut. Das war im Prinzip ganz primitiv gebaut, aber es ging wunderbar, aus sechs Fässern, und obendrüber haben wir ein richtiges Bohlengerüst gemacht und drei Türen drüber und noch eine Riesenfahnenstange daran. Und dann sind wir so … zu sechst oder zu siebent sind wir losgefahren. Wir haben selbst nicht geglaubt, dass noch jemand da draufstand, und sind geschwommen. Und dann sind wir so Pfingsten drei Tage lang auf dem Ding … von Jena bis Weißenfels ungefähr sind wir gefahren. Und jedenfalls, es hat keine zwei Tage gedauert, da haben sie uns alle abgeholt. Das Floß wurde konfisziert. Das haben sie da irgendwie rausgezogen aus der Saale. Das sind ziemlich harte Befragungen gewesen von der Staatssicherheit.“
3. Jenenser Jugendlicher:
„Es ist uns damals eben auch angedroht worden nach der Floßfahrt, dass wir uns eben, wenn wir noch einmal versuchen würden, so etwas zu machen, dass wir eben auch bestraft würden. Also nicht nur mit einer Ordnungsstrafe, sondern dass ein richtiges Ermittlungsverfahren eingeleitet wird. Man stößt eben zu schnell immer wieder auf Grenzen. Und es gibt eben viele Sachen, die man sich dann doch nicht mehr richtig getraut, weil man eben einfach Angst haben muss, dass man eben dafür auch in den Knast kommen kann.“
Sprecher (off):
„Ob Fassadenklettern, Floßfahrt auf der Saale oder Straßenmusik – immer wieder Ärger.“
2. Jenenser Jugendlicher:
„Eine Woche später sind wir dann noch mal nach Weimar gefahren, um Straßenmusik zu machen. Und es ging eigentlich ganz gut. Es war schönes Wetter und so, es waren übelst viele Leute da, gut gelaufen. Wir sind gerade weggegangen, wollten nach Hause fahren, und auf einmal kam uns ein Streifenwagen entgegen in ziemlich schnellem Tempo. Da wurden sie gleich total heiß und haben uns in ihr Auto verfrachtet und auf ihr Revier gefahren. Komisch war vor allen Dingen zu beobachten – Karl war mit drin im Revier –, da waren jegliche Hemmungen vonseiten der Polizei irgendwie verschwunden. Wir wurden an den Haaren gepackt. Wir wurden da gegen die Wände geschmissen. Mich selber haben sie in so eine Zelle rein mit zwei Beamten. Die war nicht größer als 1,50 mal 4 Meter. Das ist so ein Schlauch gewesen. Da schmissen sie mich erst mal zweimal gegen die Wand und fragten, ob ich noch irgendetwas zu sagen hätte und ob ich noch die große Schnauze hätte und so. Ich habe natürlich nichts mehr gesagt.“
Quelle: Kontraste, 7. April 1987, RBB/SFB