Abschrift
1. Interviewpartner:
„Und dann war es praktisch so, dass 83 nach dieser Ausreisegeschichte die Friedensbewegung weg war aus Jena. Eine ganze Generation hat da im Prinzip gefehlt. Und da hat sich viel herausgebildet, also Ideen:
Wir haben in der JG Theater gespielt, alles Mögliche, die Musik eben gemacht und zum Beispiel Wohnungen besetzt, was für uns auch ein sehr wichtiger Punkt war in der Persönlichkeitsentwicklung und im Allgemeinen – von zu Hause weg zu sein und alleine zu leben und viele Erfahrungen persönlich zu machen, auch negative Erfahrungen mit Behörden und allen möglichen Leuten. Da hat sich die Möglichkeit für uns geboten, uns auch zu treffen, ständig und unkontrolliert. Es hat sich eben viel entwickelt daraus, also mehr Sachen, die zunächst gar nicht politisch motiviert waren, ganz einfach so lustige Sachen. Wir sind wandern gegangen, haben Fahrradtouren gemacht, alles Mögliche, Filme gedreht und viel Spaß gehabt. Haben uns total lustig angezogen, allen möglichen Unsinn im Prinzip gemacht. Mehr oder weniger Unsinn war`s …
Aber alles, was nicht irgendwie vorher geprüft wurde oder wo nicht von oben schon eine Zulassung da ist zum ZK, dass es vielleicht irgendwo ein Funktionär mal lesen konnte, war von vornherein schlecht, ohne zu prüfen, was es war, ohne überhaupt darüber nachzudenken, was es bezwecken sollte oder so …“
2. Interviewpartner:
„Ja, wichtig ist eben, dass die Leute das eben nicht begriffen haben, dass wir nicht versucht haben, gegen den Staat zu leben, sondern dass wir versucht haben, eher ohne den Staat zu leben. Also eigene Wege auszuprobieren und Freiräume zu sichten, die im Prinzip noch gar nicht da waren sozusagen. Und so entstanden dann eben verschiedene Aktionen, die wir dann zusammen organisiert haben und die von dem besetzten Haus, was wir hatten, ausgegangen sind.“
Quelle: Kontraste, 7. April 1987, RBB/SFB