Friedenskreis Pankow
Der Impuls für die Gründung des Friedenskreises im Berliner Stadtbezirk Pankow geht von einem Gemeidetag aus, der am 24. Oktober 1981 in der alten Pfarrkirche stattfindet. Unter dem Motto „Gegen Todsicherheit – Für den Frieden“ werden Lesungen und Diskussionen zum Thema Nachrüstung und Stationierung von Atomraketen auf dem Boden der DDR abgehalten. Gegen Ende der Veranstaltung geht ein Zettel herum, auf dem sich Interessenten für die Gründung eines Friedenskreises eintragen können.
Unter Beteiligung der Pastorin Ruth Misselwitz und ihres Mannes Hans Misselwitz, von Vera Wollenberger und anderen entsteht rasch eine arbeitsfähige Gruppe mit einem Kern von etwa 30 Aktiven, dem so genannten Friedenskreis. Sind es zunächst vor allem friedenspolitische Themen, weitet sich das Spektrum bald auf Umwelt, Erziehung, Fragen der Gleichberechtigung, der Mitbestimmung und der Menschenrechte aus. Es kommt zur Bildung thematischer Untergruppen zu: Abrüstung, Umwelt, Friedenserziehung und so weiter.
Die wichtigste Funktion des Friedenskreises ist das Sammeln und Verbreiten von Informationen. Trotz der politischen Belastungen kann das Verhältnis zur Kirchgemeinde, zu anderen Gemeindegruppen und zum Superintendenten in Pankow günstig gestaltet werden.
Ab 1982 befindet sich der Friedenskreis in einer ständigen verdeckten und offenen Auseinandersetzung mit dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS). Zu den zahlreichen Schikanen zählen ab 1983 eine sonst nur selten angewendete „Zersetzungsmethode“: Bis zu 30 MfS-Studenten und ausgewählte SED-Genossen nehmen regelmäßig an den Treffen teil. Diese bald stadtbekannten „Lutzis“ (viele haben sich auf Nachfrage mit Lutz) vorgestellt, stören offen und versuchen, eine inhaltliche Arbeit zu verhindern.
Im Frühjahr 1989 wird die Bearbeitung des Friedenskreises Pankow im Operativen Vorgang „Virus“ wegen „mangelnder operativer Relevanz“ eingestellt. Die aktivsten Mitglieder des Friedenskreises Pankow bringen sich im Herbst 1989 in verschiedenen Vereinigungen der Bürgerbewegung ein, vor allem im Neuen Forum, der SDP/SPD und der Partei der Grünen.