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Bewegter Frieden - Die Friedensbewegung in der DDR

Die Sowjetunion schenkt am 4. Dezember 1959 der UNO die Bronzeskulptur "Schwerter zu Pflugscharen" von Jewgeni Wutschetitsch. Blick auf die Skulptur vor dem UNO-Gebäude. Quelle: BUNDESREGIERUNGonline/Bernd Kühler
Die Sowjetunion schenkt am 4. Dezember 1959 der UNO die Bronzeskulptur "Schwerter zu Pflugscharen" von Jewgeni Wutschetitsch. Blick auf die Skulptur vor dem UNO-Gebäude. Quelle: BUNDESREGIERUNGonline/Bernd Kühler
1980 entwickelt der sächsische Jugendpfarrer Harald Bretschneider das Symbol der neuen Bewegung "Schwerter zu Pflugscharen". Schon bald tragen vor allem junge Friedensaktivisten im ganzen Land Aufnäher mit der symbolhaften Darstellung eines Mannes,...
1980 entwickelt der sächsische Jugendpfarrer Harald Bretschneider das Symbol der neuen Bewegung "Schwerter zu Pflugscharen". Schon bald tragen vor allem junge Friedensaktivisten im ganzen Land Aufnäher mit der symbolhaften Darstellung eines Mannes, der ein Schwert zu einer Pflugschar umschmiedet. Die Darstellung orientiert sich am Denkmal des sowjetischen Bildhauers Jewgenij Wutschetitsch, das die Sowjetunion 1959 der UNO geschenkt hatte. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft
Eltern gründen 1980 einen Kinderladen im Ostberliner Stadtteil Prenzlauer Berg. Zu den Initiatoren gehören auch Ulrike und Gerd Poppe. Sie wollen ihre Kinder nicht den staatlichen Kinderkrippen überlassen und über die Betreuung selbst bestimmen. Die...
Eltern gründen 1980 einen Kinderladen im Ostberliner Stadtteil Prenzlauer Berg. Zu den Initiatoren gehören auch Ulrike und Gerd Poppe. Sie wollen ihre Kinder nicht den staatlichen Kinderkrippen überlassen und über die Betreuung selbst bestimmen. Die Kinder sollen nicht rechnen lernen, indem sie Panzer zählen. Die staatliche Seite sieht in dieser Eigeninitiative ihre kommunistische Erziehung in Frage gestellt und veranlasst im Dezember 1983 eine Zwangsräumung. Quelle: BStU, MfS, HA XX, Fo. 742, Bd. 26
Anfang der 1980er Jahre werden Postkarten mit dem Symbol der Friedensbewegung in der DDR verschickt. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Uwe Behr
Anfang der 1980er Jahre werden Postkarten mit dem Symbol der Friedensbewegung in der DDR verschickt. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Uwe Behr
Die Losung „Schwerter zu Pflugscharen“ taucht zunächst vor allem bei kirchlichen Friedensveranstaltungen auf. Ab 1981 gelangt sie als Aufnäher in die breite Öffentlichkeit und wird zum Protestsymbol. Jugendlicher mit Aufnäher "Schwerter zu Pflugscharen"...
Die Losung „Schwerter zu Pflugscharen“ taucht zunächst vor allem bei kirchlichen Friedensveranstaltungen auf. Ab 1981 gelangt sie als Aufnäher in die breite Öffentlichkeit und wird zum Protestsymbol. Jugendlicher mit Aufnäher "Schwerter zu Pflugscharen" auf dem Parker. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Peter Wensierski
Die Losung „Schwerter zu Pflugscharen“ taucht zunächst vor allem bei kirchlichen Friedensveranstaltungen auf. Als sie 1981 als Aufnäher in die breite Öffentlichkeit gelangt und zum Protestsymbol wird, geht der Staat massiv gegen die Träger solcher...
Die Losung „Schwerter zu Pflugscharen“ taucht zunächst vor allem bei kirchlichen Friedensveranstaltungen auf. Als sie 1981 als Aufnäher in die breite Öffentlichkeit gelangt und zum Protestsymbol wird, geht der Staat massiv gegen die Träger solcher Abzeichen vor. Parker mit abgerissenem Aufnäher "Schwerter zu Pflugscharen". Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Peter Wensierski
Protestpostkarte gegen die zunehmende Militarisierung in der DDR, angefertigt 1982 in Jena. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft
Protestpostkarte gegen die zunehmende Militarisierung in der DDR, angefertigt 1982 in Jena. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft
Abschrift
Protestpostkarte gegen die zunehmende Militarisierung in der DDR. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft
Protestpostkarte gegen die zunehmende Militarisierung in der DDR. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft
Einladung zur Friedenswerkstatt im Juli 1983 in der Ostberliner Erlösergemeinde. Bei den Berliner Friedens werkstätten versammeln sich alljährlich bis zu 3.000 Teilnehmer aus der gesamten DDR. Die Großveranstaltungen bieten unzensierte Informationen...
Einladung zur Friedenswerkstatt im Juli 1983 in der Ostberliner Erlösergemeinde. Bei den Berliner Friedens werkstätten versammeln sich alljährlich bis zu 3.000 Teilnehmer aus der gesamten DDR. Die Großveranstaltungen bieten unzensierte Informationen und Raum für öffentliche politische Debatten. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Roald Matscheroth
Protestpostkarte gegen die Militarisierung im Kinderzimmer, die 1983 angefertigt und in der DDR verschickt wird. Kriegsspielzeug gilt in der DDR-Bildungspolitik als pädagogisch wertvoll. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft
Protestpostkarte gegen die Militarisierung im Kinderzimmer, die 1983 angefertigt und in der DDR verschickt wird. Kriegsspielzeug gilt in der DDR-Bildungspolitik als pädagogisch wertvoll. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft
Abschrift
Von der Staatssicherheit in Schwerin Anfang der 80er Jahre registrierter Protest gegen die Stationierung von sowjetischen Mittelstreckenraketen in der DDR. Quelle: BStU, MfS, Ast Schwerin, Abt. IX, 260, Bild 1
Von der Staatssicherheit in Schwerin Anfang der 80er Jahre registrierter Protest gegen die Stationierung von sowjetischen Mittelstreckenraketen in der DDR. Quelle: BStU, MfS, Ast Schwerin, Abt. IX, 260, Bild 1
Von der Staatssicherheit in Schwerin Anfang der 80er Jahre registrierter Protest gegen die Stationierung von sowjetischen Mittelstreckenraketen in der DDR. Quelle: BStU, MfS, Ast Schwerin, Abt. IX, 260, Bild 2
Von der Staatssicherheit in Schwerin Anfang der 80er Jahre registrierter Protest gegen die Stationierung von sowjetischen Mittelstreckenraketen in der DDR. Quelle: BStU, MfS, Ast Schwerin, Abt. IX, 260, Bild 2
Protestpostkarte gegen die zunehmende Militarisierung der Gesellschaft in der DDR. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Roland Jahn
Protestpostkarte gegen die zunehmende Militarisierung der Gesellschaft in der DDR. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Roland Jahn
Protestpostkarte gegen die zunehmende Militarisierung der Gesellschaft in der DDR. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Roland Jahn
Protestpostkarte gegen die zunehmende Militarisierung der Gesellschaft in der DDR. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Roland Jahn
Am 24. September 1983 kommt es im Rahmen eines Kirchentages in Wittenberg im Lutherhof vor 2000 Zuschauern zu einer spektakulären Aktion des Friedenskreises Wittenberg. Der Schmied Stefan Nau schmiedet mit Hammer und Amboss ein Schwert in ein Winzermesser...
Am 24. September 1983 kommt es im Rahmen eines Kirchentages in Wittenberg im Lutherhof vor 2000 Zuschauern zu einer spektakulären Aktion des Friedenskreises Wittenberg. Der Schmied Stefan Nau schmiedet mit Hammer und Amboss ein Schwert in ein Winzermesser um. Die praktische Aktion "Schwerter zu Pflugscharen" erhält größte öffentliche Aufmerksamkeit, weil ein bundesdeutsches Fernsehteam anwesend ist. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Dirk Eisermann
Protestpostkarte gegen die Ästhetisierung des Krieges. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Johannes Beleites
Protestpostkarte gegen die Ästhetisierung des Krieges. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/Johannes Beleites
Abschrift
Dieses Flugblatt wurden am 29. April 1983 auf der Bluesmesse in Ost-Berlin verbreitet. Ein IM der Staatssicherheit hat es an seinen Führungsoffizier weitergegeben. Quelle: BStU, MfS, Ast. Berlin, Abt. XX, 2987 Bl. 0043
Dieses Flugblatt wurden am 29. April 1983 auf der Bluesmesse in Ost-Berlin verbreitet. Ein IM der Staatssicherheit hat es an seinen Führungsoffizier weitergegeben. Quelle: BStU, MfS, Ast. Berlin, Abt. XX, 2987 Bl. 0043
Protest gegen die zunehmende Militarisierung des Alltags in der DDR. Das Flugblatt wurde mit einem handelsüblichen Kinder-Stempelkasten hergestellt. Quelle: BStU, MfS, Ast. Berlin, Abt. XX 2987
Protest gegen die zunehmende Militarisierung des Alltags in der DDR. Das Flugblatt wurde mit einem handelsüblichen Kinder-Stempelkasten hergestellt. Quelle: BStU, MfS, Ast. Berlin, Abt. XX 2987
Ein Leutnant der Kriminalpolizei hat am 7. April 1983 diese Flugblätter in der Berliner S-Bahn gefunden und gesichert. Die Untersuchung der Staatssicherheit ergab, dass die Flugblätter mit einem Kinderstempelkasten Famos 305 hergestellt wurden. Quelle:...
Ein Leutnant der Kriminalpolizei hat am 7. April 1983 diese Flugblätter in der Berliner S-Bahn gefunden und gesichert. Die Untersuchung der Staatssicherheit ergab, dass die Flugblätter mit einem Kinderstempelkasten Famos 305 hergestellt wurden. Quelle: BStU, MfS, Ast. Berlin, Abt. XX 2987, Bl. 0035.
Ein Leutnant der Kriminalpolizei hat am 7. April 1983 diese Flugblätter in der Berliner S-Bahn gefunden und gesichert. Die Untersuchung der Staatssicherheit ergab, dass die Flugblätter mit einem Kinderstempelkasten Famos 305 hergestellt wurden.
Ein Leutnant der Kriminalpolizei hat am 7. April 1983 diese Flugblätter in der Berliner S-Bahn gefunden und gesichert. Die Untersuchung der Staatssicherheit ergab, dass die Flugblätter mit einem Kinderstempelkasten Famos 305 hergestellt wurden.
Quelle: BStU, MfS, Ast. Berlin, Abt. XX 2987, Bl. 0035, Seite 2 von 3
Ein Leutnant der Kriminalpolizei hat am 7. April 1983 diese Flugblätter in der Berliner S-Bahn gefunden und gesichert. Die Untersuchung der Staatssicherheit ergab, dass die Flugblätter mit einem Kinderstempelkasten Famos 305 hergestellt wurden.
Ein Leutnant der Kriminalpolizei hat am 7. April 1983 diese Flugblätter in der Berliner S-Bahn gefunden und gesichert. Die Untersuchung der Staatssicherheit ergab, dass die Flugblätter mit einem Kinderstempelkasten Famos 305 hergestellt wurden.
Quelle: BStU, MfS, Ast. Berlin, Abt. XX 2987, Bl. 0035, Seite 3 von 3
Einladung zu einem Beratungswochenende zum Thema Wehrdienstverweigerung. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft
Einladung zu einem Beratungswochenende zum Thema Wehrdienstverweigerung. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft

Ende der 1970er Jahre entwickelt sich in der DDR wie auch in den anderen Ländern des Ostblocks eine unabhängige Friedensbewegung. Hauptgründe für ihre Entstehung sind die Stationierung von SS-20-Atomraketen in der DDR und von Pershing II und Cruise-Missiles in der Bundesrepublik sowie die zunehmende Militarisierung der DDR-Gesellschaft. Vor allem innerhalb der evangelischen Kirche bilden sich Gruppen, die auch überregionale Aktionen planen und durchführen. Eine wichtige Rolle spielen dabei die ab 1980 jährlich abgehaltenen Friedensdekaden und die Aktionen, die innerhalb der Offenen Arbeit der Kirche organisiert werden.

Im Gegensatz zu den früheren Aktivitäten der Opposition erreicht die Friedensbewegung, in der auch Reinhard Schult nach seiner Haftzeit engagiert ist, Teile der unangepassten Jugend in der DDR. 1980 entwickelt der sächsische Jugendpfarrer Harald Bretschneider das Symbol der neuen Bewegung "Schwerter zu Pflugscharen" (Bildergalerie). Schon bald tragen vor allem junge Friedensaktivisten im ganzen Land Aufnäher mit der symbolhaften Darstellung eines Mannes, der ein Schwert zu einer Pflugschar umschmiedet. Die Darstellung orientiert sich am Denkmal des sowjetischen Bildhauers Jewgenij Wutschetitsch, das die Sowjetunion 1957 der UNO geschenkt hatte.

Die DDR-Führung tut sich aus diesem Grund zunächst schwer, gegen das Zeichen vorzugehen. Als sich der Erfolg des Symbols abzuzeichnen beginnt, lässt Bretschneider offiziell 100.000 Aufnäher drucken. Sein Trick: Da das Symbol auf Stoff gedruckt wird, handelt es sich laut DDR-Gesetz um eine nicht genehmigungspflichtige "Textiloberflächenveredlung". Innerhalb kürzester Zeit werden die Aufnäher im ganzen Land verteilt, vor allem auf Veranstaltungen der evangelischen Kirche. Das Symbol ist in der Jugend zu einem wichtigen Ausdrucksmittel oppositioneller Haltung geworden. Schließlich gelingt es den Staatsorganen, das Symbol durch massive Repressionen, unter denen auch Christian Halbrock und Rainer Müller zu leiden haben, aus dem Straßenbild zu verdrängen. Doch in Schulen und auf Universitäten tragen einige Jugendliche nun statt des verbotenen Symbols weiße Kreise oder sogar ein Loch im Ärmel an der Stelle, an der ihnen Polizisten oder eifrige Lehrer den Aufnäher aus der Jacke geschnitten haben.

25. Januar 1982: der Berliner Appell „Frieden schaffen ohne Waffen“, verfasst von Robert Havemann und Rainer Eppelmann. Den Verfassern des Appells geht es um eine dauerhafte Grundlage einer Friedensordnung und nicht um einen Frieden als Abwesenheit...
25. Januar 1982: der Berliner Appell „Frieden schaffen ohne Waffen“, verfasst von Robert Havemann und Rainer Eppelmann. Den Verfassern des Appells geht es um eine dauerhafte Grundlage einer Friedensordnung und nicht um einen Frieden als Abwesenheit von Krieg. Sie treten für eine Politik ein, die nicht lediglich die Vertagung des Krieges im Blick hat, sondern substantielle Entspannung anstrebt. Etwa 80 Personen, überwiegend aus der Berliner Friedensbewegung, gehören zu den Erstunterzeichnern. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/RH 343, Seite 1 von 2
Abschrift
25. Januar 1982: der Berliner Appell „Frieden schaffen ohne Waffen“, verfasst von Robert Havemann und Rainer Eppelmann. Den Verfassern des Appells geht es um eine dauerhafte Grundlage einer Friedensordnung und nicht um einen Frieden als Abwesenheit...
25. Januar 1982: der Berliner Appell „Frieden schaffen ohne Waffen“, verfasst von Robert Havemann und Rainer Eppelmann. Den Verfassern des Appells geht es um eine dauerhafte Grundlage einer Friedensordnung und nicht um einen Frieden als Abwesenheit von Krieg. Sie treten für eine Politik ein, die nicht lediglich die Vertagung des Krieges im Blick hat, sondern substantielle Entspannung anstrebt. Etwa 80 Personen, überwiegend aus der Berliner Friedensbewegung, gehören zu den Erstunterzeichnern. Quelle: Robert-Havemann-Gesellschaft/RH 343, Seite 2 von 2
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Am 25. Januar 1982 verfassen zwei Systemkritiker, der Kommunist Robert Havemann und der evangelische Pfarrer Rainer Eppelmann, einen "Berliner Appell", in dem sie vier Fragen an die Regierung der DDR stellen, an denen sich das offizielle Friedensengagement des Staates messen lassen soll:

1. Sollten wir nicht auf die Produktion, den Verkauf und die Einfuhr von sogenanntem Kriegsspielzeug verzichten?
2. Sollten wir nicht anstelle des Wehrkundeunterrichts an unseren Schulen einen Unterricht über Fragen des Friedens einführen?
3. Sollten wir nicht anstelle des jetzigen Wehrersatzdienstes für Kriegsdienstverweigerer einen sozialen Friedensdienst zulassen?
4. Sollten wir nicht auf alle Demonstrationen militärischer Machtmittel in der Öffentlichkeit verzichten und unsere staatlichen Feiern stattdessen dazu benutzen, den Friedenswillen des Volkes kundzutun?

Der Appell wird zunächst von 35 Bürgerinnen und Bürgern der DDR unterschrieben und dann an die Westmedien lanciert. In dem Papier sind vor allem Fragen angesprochen, die die junge Generation im Land betreffen: Immer wieder werden Wehrdienstverweigerer in der DDR mit hohen Gefängnisstrafen belegt, die auch Rainer Müller drohten, wie er im Interview berichtet. Der Dienst als Bausoldat ist keine echte Alternative zum Wehrdienst, da die jungen Männer auch dort kaserniert werden, in Uniform exerzieren müssen und für militärische Aufgaben eingesetzt werden – nur eben ohne Waffe. Reinhard Schult entscheidet sich trotzdem für den Dienst als Bausoldat, um der nahezu sicheren Verurteilung zu einer Haftstrafe als Totalverweigerer zu entgehen. Angesichts der steigenden Zahl verfolgter junger Männer, die den Wehrdienst komplett verweigern, entwickelt der Dresdener Pfarrer Christoph Wonneberger ab 1980 die Initiative zur Einführung eines Sozialen Friedensdienstes (SoFD). Mithilfe der Kirche soll es die Initiative als Gesetzesvorlage bis in die Volkskammer schaffen. Doch Wonneberger scheitert: Die Kirchenleitung verweigert ihm unter staatlichem Druck die Unterstützung.

Obwohl die Mitglieder der unabhängigen Friedens- und Umweltbewegung ständig staatlichen Repressionen – von ständigen Personenkontrollen bis hin zu Verhaftungen, Hausdurchsuchungen und Ausweisungen – ausgesetzt sind, gelingt es den verschiedenen Gruppen immer wieder, in der ganzen DDR große und kleine Aktionen durchzuführen. Dazu gehören Flugblattverteilungen und Graffitis ebenso wie Solidaritätsgottesdienste für Inhaftierte und offene Demonstrationen. Nicht immer können die Verursacher der Störungen des sozialistischen Zusammenlebens ermittelt werden, doch werden auch kleinste Vorkommnisse, wie etwa das Anbringen der Losung "Frieden schaffen ohne Waffen", von den Sicherheitsorganen detailliert protokolliert.

Zitierempfehlung: „Bewegter Frieden“, hrsg. v. Bundeszentrale für politische Bildung und Robert-Havemann-Gesellschaft e.V., letzte Änderung Dezember 2019, www.jugendopposition.de/145332

 


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