Verweigerung der Reiseerlaubnis
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Radio Glasnost: Die Arche auf einem Treffen ost- und westeuropäischer Umweltgruppen in Ungarn
Abschrift
Moderatorin:
„Erst mal das eigene Land verlassen zu können stellt in letzter Zeit für Mitglieder des Grünen Netzwerkes Arche ein Problem dar. Bereits im September und November war einigen von ihnen die Einreise in die CSSR verwehrt worden, als sie zu internationalen Umweltschutztreffen fahren wollten. Anfang Dezember erhielt die Arche eine Einladung nach Ungarn, immerhin vom dortigen kommunistischen Jugendverband. Doch auch diese renommierte Adresse hielt die DDR-Grenzorgane nicht davon ab, die Reise wiederum an der tschechischen Grenze enden zu lassen. Die Arche protestierte in einer öffentlichen Erklärung gegen diese Schikanen. Sie forderte von der Regierung der DDR eine konstruktive Stellungnahme. Ob diese bisher erfolgt ist, ist uns nicht bekannt. Das Treffen in Ungarn fand trotz dieser Behinderungen statt. Zu Verlauf und Ergebnis erhielten wir den folgenden Bericht.“Ungarische Teilnehmerin des Umweltschutztreffens:
„Bericht der Arche-Delegation vom Airplain-Ost-West-Meeting in Miskolc
Vom 5. bis zum 9. Dezember 88 fand in Ungarn, in Miskolc, das erste Airplaine-Ost-West-Meeting statt. Airplaine bedeutet Air Pollution Action Network, ein Projekt von WISE (World Information Service on Energie) und FOE (Friends of the Earth International). Es war ein Treffen von ost- und westeuropäischen Umweltgruppen: aus der Sowjetunion, aber nicht nur aus Moskau und Kiew, sondern auch Lettland, Litauen und Estland, dann verschiedene Umweltgruppen aus Polen, der Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien, der DDR, aus Schweden, den Niederlanden, Westdeutschland, Italien und der Schweiz. Fünf Tage harte, aber erfolgreiche kooperative Arbeit. Wir diskutierten in Workshops über die Strukturen der einzelnen Organisationen und Netzwerke. Selbstkritisch wurden vergangene Aktionen ausgewertet, wie zum Beispiel die Saure-Regen-Woche` und die Aktion Autofreier Tag`.
Gemeinsame Aktionstage sind für das nächste Jahr geplant. Die Vertreter solcher großen Netzwerke, wie zum Beispiel IFA, FOE und Greenway, stellten ihre Arbeit vor. Zu diesem Treffen waren auch der stellvertretende Umweltminister Ungarns und der holländische Autor des Brunland-Reports eingeladen. Es wurden Videos gezeigt, unter anderem ein Arche-Video von der Umweltverschmutzung in Bitterfeld.
Für die DDR-Umweltschützer vom Grünen Netzwerk Arche war es nicht einfach, an diesem Meeting teilzunehmen. Denn trotz Einladung durch den ungarischen kommunistischen Jugendverband KISZ durften drei der Mitglieder die DDR gar nicht erst verlassen. Darunter einer, der in Decin, also auf CSSR-Gebiet, durch DDR-Grenzer zurücktransportiert wurde, begleitet von einem DDR-Offizier. Auch noch diesmal wurde den Anweisungen widerstandslos Folge geleistet. Feststellen konnten wir, dass sich die Arbeitsbedingungen in anderen osteuropäischen Ländern wesentlich verbessert haben. Wir sind also zuversichtlich, dass auf Dauer die anachronistischen Zustände in der DDR, wie zum Beispiel die Informations- und Publikationsbehinderung, die Reisefragen sowie die komplizierte Situation in Bezug auf nationale und internationale Zusammenarbeit, nicht aufrechterhaltbar sind. Deshalb also unser Arrangement bei gesamteuropäischen Umweltaktionen.
Die Arche vermittelt gern Kontakte zu allen bekannten europäischen Umweltorganisationen beziehungsweise Netzwerken. Treffpunkt der Arche Berlin-Brandenburg ist jeden Mittwoch ab 17 Uhr in der Andreas-Markus-Gemeinde am Berliner Hauptbahnhof.“Quelle: Radio Glasnost, Dezember 1988