Abschrift
Die Kirche war bereit, diese Randexistenzen aufzunehmen. Es gab damals den Katharinenhof in Großhennersdorf. Ich denke, das war eine Adresse für Aussteiger, für Leute, die am Rande waren, die wurden da aufgenommen. Sicherlich auch, weil die Arbeit dort kein anderer gemacht hat. Oder nie gern gemacht hat. Dadurch hat sich dort ein soziales Gefüge ergeben, das in der Population natürlich nicht dem Normalen entsprach. Dort hat sich etwas konzentriert, was man sonst nie in der Gesellschaft hat: So viele Leute, die anders denken, kommen plötzlich an einem Ort zusammen.
Erst später hat man entdeckt, dass das auch eine Gefahr war. Die Kirche hat sicherlich auch ihre Grenzen gehabt. Dort gab es dann Druck. Es war auf keinen Fall so, dass die Toleranz unendlich war. Aber es war eine Einstiegsmöglichkeit. Das Wichtige war, dass man da Leute getroffen hat, die auch so waren. Dadurch hat man das da auch gut ausgehalten.
Andreas Friedrich, Zeitzeuge auf www.jugendopposition.de