Abschrift
Sprecher (off):
„Am 5. März 1953 stirbt in Moskau Josef Stalin. Von den Politbüromitgliedern Malenkow, Chruschtschow, Molotow, dem Geheimdienstchef Berija sowie den Marschällen Bulganin und Woroschilow wird sein Sarg zur Beisetzung an der Kremlmauer getragen.
Für die Zwangsarbeiter im fernen Workuta ist der Tod des allmächtigen Diktators ein einschneidendes Ereignis. Er weckt schwache Hoffnungen, aber auch neue Furcht. Wer wird in Moskau die Macht übernehmen? Wird das Zwangsregime sich lockern? Gibt es vielleicht sogar Aussicht auf Freiheit? In der damals noch straff zentralistisch regierten Sowjetunion wird alles in der Hauptstadt entschieden. Was hier geschieht, wirkt sich auch noch an den entferntesten Ecken des Riesenreiches aus. Das weiß man auch in Workuta. Die Hauptfurcht: dass Berija, Chef des Geheimdienstes, hier zwischen Chruschtschow und Chinas Ministerpräsident Zhou Enlai, nunmehr die ganze Macht übernehmen könnte.
In dieser Situation wollen die Häftlinge in Workuta das Machtvakuum in Moskau ausnutzen. Sie streiken.
Wie wird das Unternehmen durchgeführt, und wie geht es aus?“
Quelle: Lager des Schweigens – Workuta, Chronos-Film GmbH, 1990