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Chruschtschows Geheimrede

Auf dem XX. Parteitag der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) im Februar 1956 hält Nikita Sergejewitsch Chruschtschow, seit September 1953 Erster Sekretär des Zentralkomitees der Partei, eine Geheimrede. Er verurteilt den Personenkult um Stalin und spricht deutlich die von seinem 1953 verstorbenen Vorgänger angeordneten Verbrechen an. Bis zu dieser Rede wird Stalin in der Sowjetunion und im gesamten Ostblock wie ein Halbgott verehrt. Westliche Radiostationen, die in den Besitz des Manuskripts gelangt sind, verbreiten die Rede. Sie löst unter Kommunisten eine tiefe Glaubenskrise aus.

Im gesamten Ostblock beginnt eine kurze Phase innenpolitischer Liberalisierung, für die sich später der Begriff „Tauwetter“ durchsetzt. Auch in der DDR üben die SED, die Justiz und das Ministerium für Staatssicherheit öffentlich Selbstkritik und versprechen, sich fortan an die Gesetze zu halten. Mehr als 25.000 Häftlinge werden vor Ablauf ihrer regulären Haftzeit aus den Gefängnissen entlassen. Parteigenossen diskutieren in kleinen Zirkeln über politische Reformen.

Damit wird in einigen Ländern des Ostblocks eine Entwicklung ausgelöst, die der sowjetischen Hegemonialmacht nicht gleichgültig sein kann, wie sich in den folgenden Jahren zeigen wird.


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