Bernd Eisenfeld
DDR-Opposition
geboren am 9. Januar 1941 in Falkenstein (Vogtland),
gestorben am 12. Juni 2010 in Berlin
1955-1958
Lehre zum Bankkaufmann
1959-1961
Studium der Finanzwirtschaft an der Fachschule für Finanzwirtschaft in Gotha.
Der Volksaufstand vom 17. Juni 1953 und der Bau der Mauer erzeugen bei ihm eine offene Ablehnung der SED-Herrschaft.
1962
Angestellter der Deutschen Notenbank in Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz)
seit 1964
Er wendet sich mit Protestbriefen an in- und ausländische Stellen, spricht sich gegen die Mauer und die Teilung Deutschlands aus und fordert demokratische Verhältnisse in der DDR.
1965
Wegen seines Engagements wird ihm die Zulassung zum Fernstudium der Philosophie und Kulturwissenschaften versagt.
1966-1967
waffenloser Dienst als Bausoldat bei der NVA.
Er verfasst Kollektiv- und Einzeleingaben, weshalb er und weitere drei Bausoldaten vom MfS im OV „Zersetzung“ verfolgt werden.
1967
Berufsverbot und Entlassung als Ökonom bei der Staatsbank, wo er seit 1961 tätig gewesen ist.
1968
Januar:
Finanzökonom im Chemieingenieurbau Leipzig.
Das MfS eröffnet den OV „Ökonom“ gegen ihn und seine Brüder, den Maler Ulrich und den Geologen Peter Eisenfeld.
September:
Aus Protest gegen den Einmarsch der fünf Warschauer-Pakt-Staaten in die CSSR am 21. August verteilt er etwa 100 selbstgefertigte Flugblätter („Denkt bitte nach! Bitte schweigt nicht!“) in Halle und schreibt ein Telegramm („Halten Sie stand – Behalten Sie Hoffnung. Bernd Eisenfeld“) an die tschechoslowakische Botschaft. Am zweiten Tag seiner Flugblattaktion wird er verhaftet.
1969
Verurteilung zu zwei Jahren und sechs Monaten Gefängnis. Er verbüßt die volle Zeit in verschiedenen Gefängnissen, u. a. im berüchtigten Gefängnis Bautzen I.
1971-1975
nach der Haftentlassung im März 1971 Rückkehr an die alte Arbeitsstelle im Chemieingenieurbau Leipzig
seit 1971
weiterhin ununterbrochen vom MfS bearbeitet (OV „Bank“); stellt jährlich zweimal einen Ausreiseantrag, engagiert sich im Ökumenischen Friedenskreis Halle
August 1975
Übersiedlung nach West-Berlin, freiberuflich in der politischen Bildung tätig
1978
Veröffentlichung eines vielbeachteten Buchs zur Kriegsdienstverweigerung in der DDR
1985-1991
Pressesprecher und Vorsitzender des Verbandes ehemaliger DDR-Bürger in West-Berlin, Arbeit beim Gesamtdeutschen Institut und bei der Bundeszentrale für politische Bildung.
Bis 1989 wird Bernd Eisenfeld weiterhin vom MfS in den operativen Vorgängen „Erz“ (gegen seinen Bruder Peter) sowie „Polyp“ (gegen ihn selbst) operativ bearbeitet und mit Zersetzungsmaßnahmen belegt.
1992-2006
Arbeit in der Forschungsabteilung der Stasi-Unterlagen-Behörde, zuletzt Sachgebietsleiter;
veröffentlicht Studien zur Struktur des MfS, über Widerstand und Opposition, den 17. Juni, den Mauerbau, die Militarisierung, die Bausoldaten- und die Ausreisebewegung
2010
Eisenfeld stirbt am 12. Juni 2010 im Alter von 69 Jahren durch Herzversagen.
Quelle: Ilko-Sascha Kowalczuk, Tom Sello (Hg.), Für ein freies Land mit freien Menschen. Opposition und Widerstand in Biographien und Fotos. Robert-Havemann-Gesellschaft, Berlin 2006.