Kampfgruppen
Paramilitärische Formationen in der DDR, deren erste Verbände 1952 entstehen. Nach dem Volksaufstand vom 17. Juni 1953 baut die Parteiführung verstärkt Kampfgruppen auf. Ihre etwa 200.000 Kämpfer, meist Mitglieder der SED, sind Arbeiter und Angestellte von staatlichen Betrieben und anderen Institutionen, die vorwiegend in ihrer Freizeit an leichten Waffen für den Kampf im Gelände und im Häuserkampf ausgebildet werden. Zur Bewaffnung gehören neben Pistolen und Gewehren auch Maschinengewehre, Panzer- und Flugabwehrgeschütze. Die Art der Bewaffnung, ihre Ausbildung und ihre Unterstellung unter die Bezirkseinsatzleitungen der SED legen den Schluss nahe, dass die Kampfgruppen vor allem zur Niederschlagung innenpolitischer Unruhen vorgesehen sind. Im Kriegsfall werden sie der Territorialverteidigung zugeordnet, um das Hinterland zu sichern. Die Kampfgruppen kommen 1961 beim Bau der Berliner Mauer zu Einsatz. Bei einer Großübung der Kampfgruppen in Sachsen Anfang April 1989, bei der mehrere Hundertschaften üben, gegen „kirchliche Kreise“ vorzugehen, wird der SED-Führung deutlich, dass ihr diese im Ernstfall den Gehorsam verweigern könnten. Dennoch sieht die SED ihren Einsatz gegen die friedlichen Demonstranten im Herbst 1989 noch vor.